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er eine Wohnung nur für Könige und nicht für Gott werden sollte. 132 Gleichwohl war auch er ein Prachtbau und entsprach dem Wohlstand des Volkes wie seines Königs. Ich halte es deshalb für notwendig, seine ganze Anordnung und Einrichtung zu beschreiben, damit meine zukünftigen Leser sich eine Vorstellung davon machen können.

(2.) 133 Der Hauptteil des Palastes war geräumig und prächtig und ruhte auf einer grossen Anzahl Säulen. Er war bestimmt, bei Gerichtsverhandlungen das Volk aufzunehmen und musste also einen beträchtlichen Raum aufweisen. Daher betrug seine Länge einhundert, seine Breite fünfzig und seine Höhe dreissig Ellen. Die Säulen, auf denen er ruhte, waren vierkantig und ganz aus Cedernholz, die Decke in korinthischem Stil gehalten, und die gleichmässig angebrachten Thüren mit dreifelderigen Thürflügeln dienten ihm ebensowohl zur Zierde als zum Schutze. 134 An diesen Haupttheil schloss sich seiner ganzen Breite nach ein zweites Gebäude an, das viereckig und dreissig Ellen breit war. Dieses hatte an der entgegengesetzten Seite einen auf starken Säulen ruhenden Anbau, in welchem sich ein prächtiger Thron befand auf dem der König Platz nahm, wenn er Gericht hielt. Daran reihte sich wieder ein anderes Gebäude, das zur Wohnung der Königin bestimmt war, alsdann noch weitere Räume zur Unterhaltung und Erholung nach vollbrachtem Tagewerk, sämtlich mit Cedernholz getäfelt. 135 Alles wurde aus zehnelligen Quadern erbaut, die Wände aber wurden mit kostbaren behauenen Steinen bekleidet, wie man sie zum Schmuck von Tempeln und zur Ausstattung königlicher Paläste in der Erde aufsucht, die durch deren Herausgabe gewissermassen sich selbst ehrt. 136 Die Aussenseite des Gebäudes wies eine prachtvolle dreireihige Säulenanordnung auf, über welcher eine vierte Abteilung mit wunderbar kunstvollen Skulpturen versehen war, Bäume und Strauchwerk darstellend, von denen schattige Zweige herabhingen, welche die Steine verbargen. 137 Diese Skulpturen waren so überaus fein

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 491. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/490&oldid=- (Version vom 23.9.2020)