Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/485

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dem Eingang gegenüber, sodass man bei geöffneter Thür ihn, die heiligen Handlungen und die Pracht der Opfer sehen konnte. Alles übrige Gerät stellte man insgesamt im Inneren des Tempels auf.

(2.) 106 Sowie nun die Priester alles um die Lade her geordnet und das Heiligtum verlassen hatten, senkte sich plötzlich eine dichte Wolke, jedoch nicht rauh und regenschwer wie zur Winterszeit, sondern weich und lieblich, auf den Tempel hernieder und umhüllte die Augen der Priester mit Finsternis, sodass einer den anderen nicht wahrnehmen konnte. In allen Gemütern aber regte sich der Gedanke, Gott sei in den Tempel herabgestiegen und habe sich denselben zur Wohnstätte gewählt. 107 Und während alle dies bei sich erwogen, erhob sich der König Solomon von seinem Sitze und richtete Worte an Gott, die er der göttlichen Natur angemessen und für sich selbst schicklich erachtete. „Du hast zwar,“ sagte er, „o Herr, ein ewiges Haus, das du dir aus Himmel, Luft, Erde und Meer selbst geschaffen, und das du erfüllst, ohne davon eingeschlossen zu werden. 108 Indes habe ich doch deinem Namen diesen Tempel errichtet, damit wir aus ihm unsere Gebete und Opfer zu dir emporsenden und versichert sein können, dass du hier zugegen bist und die Deinigen nicht verlässt. Denn wenn du alles siehst und alles hörst, so wirst du, da du jetzt unter uns wohnst, uns allen deine Fürsorge schenken und jedem, der zu dir fleht, Tag und Nacht deine Gegenwart beweisen.“ 109 Nachdem er so zu Gott weihevoll gesprochen, wandte er sich an das Volk und wies es auf Gottes Allmacht und Güte hin, wie er seinem Vater David alles Zukünftige vorhergesagt, wovon schon sehr vieles sich erfüllt habe und das übrige sich noch erfüllen werde, 110 und wie er besonders ihn als denjenigen vorherbezeichnet habe, der nach seines Vaters Tod den Tempel ihm erbauen werde, nachdem er König geworden sei. Weil sich das alles so wunderbar erfüllt, sollten sie Gott preisen und an nichts verzweifeln, was er ihnen

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 486. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/485&oldid=- (Version vom 23.9.2020)