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nach Sodom, wo Lot sie bat, bei ihm einzukehren, denn er zeichnete sich durch Gastfreundschaft aus und wetteiferte mit Abram in freundlichem Wesen. Als nun die Sodomiter sahen, dass so schöne Jünglinge bei Lot einkehrten, wollten sie ihnen sogleich Schande und Gewalt anthun. 201 Doch Lot beschwor sie, sich zu mässigen und die Fremdlinge nicht zu beleidigen, sondern die Gastfreundschaft heilig zu halten; wenn sie sich nicht bezwingen könnten, wolle er lieber seine Töchter an Stelle der Fremdlinge ihrer Lust opfern. Doch auch damit waren sie nicht zu beruhigen.

(4.) 202 Gott aber, durch ihr lasterhaftes Unterfangen erzürnt, schlug sie mit Blindheit, sodass sie den Eingang in das Haus nicht finden konnten, und er weihte alle Sodomiter dem Verderben. Lot, dem Gott den Untergang der Sodomiter verkündete, entfernte sich mit seinem Weibe und seinen Töchtern, die beide noch Jungfrauen waren; denn ihre Verlobten verschmähten es, mitzugehen, indem sie Lots Mahnungen Thorheiten nannten. 203 Da warf Gott Feuer in die Stadt und verbrannte sie mit den Einwohnern; auch das Land ringsum zerstörte er durch Feuer, wie ich es in der Geschichte des Jüdischen Krieges schon erzählt habe. Übrigens wurde Lots Weib, die beim Abzug nach der Stadt zurückblickte und ihren Untergang allzu neugierig anschaute, obgleich Gott dies ausdrücklich verboten hatte, in eine Salzsäule verwandelt. Diese Säule habe ich selbst gesehen, denn sie steht noch da. 204 Lot aber gelangte mit seinen Töchtern an einen kleinen Ort, der vom Feuer verschont geblieben. Dieser Ort heisst noch jetzt Zohor, was im Hebraeischen „klein“ heisst. Dort lebte er eine Zeitlang, getrennt von den Menschen, kümmerlich und elend.

(5.) 205 Die Jungfrauen aber verkehrten in der Meinung, das ganze Menschengeschlecht sei vertilgt, mit ihrem Vater, ohne dass er etwas davon gewahrte, und zwar um dasselbe vor dem Untergang zu bewahren. Und so gebaren sie Söhne, die ältere den Moab, das heisst „vom Vater,“ die jüngere den Amman, das heisst „Sohn des

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/45&oldid=- (Version vom 4.8.2020)