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Semeï umbringen wollte, hielt David ihn zurück 209 und sprach: „Fern sei es von uns, dass wir dem gegenwärtigen Unglück noch ein neues hinzufügen. Denn keine Scheu noch Sorge habe ich darüber, dass dieser Mensch wie ein wütender Hund gegen mich geifert, sondern ich gebe es Gott anheim, der seine Wut gegen mich zuliess. Ich wundere mich auch gar nicht darüber, dass ich solches von ihm leiden muss, da ich sogar von meinem eigenen gottlosen Sohne verfolgt werde. Aber Gott wird uns vielleicht Barmherzigkeit erzeigen und unsere Feinde uns unterthan machen.“ 210 Darauf setzte er seinen Weg fort, ohne sich weiter um Semeï zu kümmern, der auf die andere Seite des Berges lief und wacker schimpfte. Als David aber bis zum Jordan gekommen war, liess er die Seinen, die vom Marsche ermüdet waren, sich erquicken.

(5.) 211 Sobald Abesalom sich mit seinem Ratgeber Achitophel und in Begleitung des gesamten Volkes in Jerusalem eingefunden hatte, kam auch Davids Freund zu ihnen. Er fiel vor Abesalom nieder und wünschte ihm eine lange Regierung. Dieser sprach also zu ihm: „Warum hast du doch, da du früher zu den besten Freunden meines Vaters gehörtest und sein Vertrauter warst, ihn jetzt auf einmal verlassen und bist zu mir übergegangen?“ Chusi antwortete ihm hierauf klug und verständig 212 und sagte: „Ich folge stets Gott und dem gesamten Volke. Da ich nun sehe, o Herr, dass diese beiden auf deiner Seite sind, muss auch ich wohl zu dir halten: denn von Gott hast du die Königsherrschaft erhalten. Und wenn du mich in die Zahl deiner Freunde aufnimmst, will ich dir dieselbe Treue beweisen, die ich, wie du weisst, auch deinem Vater bewiesen habe. Doch geziemt es sich ja nicht, über den gegenwärtigen Zustand der Dinge unwillig zu sein. Denn die Königswürde ist auf keine andere Familie übergegangen, vielmehr in derselben Familie geblieben und nur vom Vater auf den Sohn übertragen.“ 213 Mit diesen Worten fand er Glauben, und Abesalom legte den Verdacht, den er

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 430. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/429&oldid=- (Version vom 23.9.2020)