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und begnügte sich mit den Liebesbezeugungen, die ihm die Seinigen erwiesen. 189 Doch that weder der Gram, noch der Mangel an Pflege, die dem Sohne eines Königs gebührt, seiner Schönheit Abbruch, vielmehr übertraf er an Anmut und schlankem Wuchse alle anderen und sogar diejenigen, die in Freuden ihr Leben zubrachten. Sein Haupthaar war so dicht, dass man es in acht Tagen kaum scheren konnte, und wog zweihundert Sekel, die gleich fünf Minen sind. 190 Zwei Jahre lang wohnte er zu Jerusalem und wurde Vater dreier Söhne und einer Tochter, welch letztere von hervorragender Schönheit war und später Roboam, den Sohn Solomons, heiratete, dem sie einen Sohn namens Abias gebar. 191 Eines Tages nun schickte Abesalom zu Joab und liess ihn bitten, er möge doch seinen Vater vollends versöhnen und ihm die Erlaubnis verschaffen, dass er ihn wieder sehen und mit ihm sprechen dürfe. Da aber Joab dies nicht that, schickte er einige von seinen Leuten und liess dessen Acker, der an den seinigen anstiess, in Brand setzen. Als Joab von dieser Frevelthat Kunde erhielt, ging er zu Abesalom, beklagte sich bei ihm darüber und fragte ihn, weshalb er das gethan habe. 192 Abesalom entgegnete: „Ich habe diese List ersonnen, um dich zu mir zu bringen, weil du den Auftrag, den ich dir in betreff der Aussöhnung mit meinem Vater gab, nicht beachtet hast. Da du nun persönlich anwesend bist, bitte und beschwöre ich dich, meinen Vater versöhnlich zu stimmen. Denn wenn mein Vater in seinem Zorn beharrt, bin ich wahrlich noch übler dran als in der Verbannung.“ 193 Joab liess sich hierdurch bereden, erbarmte sich seiner Not und verwandte sich für ihn beim Könige. Diesem redete er so eindringlich zu, dass er bewegt wurde und seinen Sohn zu sich beschied. Abesalom warf sich vor ihm nieder und bat ihn um Verzeihung für seine Vergehen; der König aber richtete ihn auf und versprach ihm, der Vergangenheit nicht mehr zu gedenken.

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 426. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/425&oldid=- (Version vom 23.9.2020)