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156 Da nun der König merkte, dass seine Hausgenossen sehr verstört waren und sich anstellten, als ob sie ihm etwas verheimlichen wollten, schloss er daraus, dass der Knabe gestorben sei. Darauf liess er einen seiner Diener zu sich kommen, und als er von ihm die Wahrheit erfahren hatte, erhob er sich sogleich, badete, legte ein weisses Kleid an und begab sich zur Hütte Gottes. 157 Dann befahl er, ihm ein Mahl aufzutragen. Dieses veränderte und unerwartete Benehmen setzte seine Verwandten und Diener in Erstaunen; denn da er während der Krankheit des Knaben nichts dergleichen gethan hatte, fing er auf einmal nach seinem Tode damit an. Sie fragten ihn deshalb nach der Ursache dieses seines Benehmens, nachdem sie vorher hierzu von ihm die Erlaubnis erwirkt hatten. 158 Er antwortete ihnen, sie schienen ihm sehr unverständig zu sein; denn so lange der Knabe noch gelebt und er noch Hoffnung auf seine Heilung gehabt habe, habe er alles Erforderliche gethan in dem Glauben, Gott dadurch versöhnen zu können. Da er nun aber gestorben sei, sei nutzlose Trauer nicht mehr vonnöten. Als der König so gesprochen, lobten alle seine Weisheit und Klugheit. Beersabe ward hierauf wieder von ihm schwanger und nannte den Sohn, den sie gebar, auf Anraten des Propheten Nathan Solomon.

(5.) 159 Unterdessen setzte Joab den Ammanitern mit der Belagerung sehr zu und schnitt ihnen das Wasser und die übrigen Lebensmittel ab, sodass sie unter Hunger wie Durst gewaltig litten. Ihre Hoffnung beruhte schliesslich noch auf einem einzigen kleinen Brunnen, mit dessen Wasser sie nach Lage der Sache sehr sparsam umgingen. 160 Joab benachrichtigte hiervon brieflich den König und bat ihn, zur Einnahme der Stadt herüberzukommen, damit ihm selbst die Ehre des Sieges zu teil würde. Der König lobte seine treue und selbstlose Gesinnung, machte sich mit allen ihm zur Verfügung stehenden Truppen auf, nahm die Stadt Rabatha im Sturm und gab sie dem Kriegsvolk

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 420. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/419&oldid=- (Version vom 23.9.2020)