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Zorn Gottes vor Augen, des Gottes, der ihn zum König aller Hebräer und zum Beherrscher so vieler und mächtiger Völkerschaften gemacht, ihn einst aus den Händen Sauls befreit und ihm rechtmässige Ehefrauen gegeben habe. Nichtsdestoweniger habe er ihn jetzt verachtet und beleidigt, da er ein fremdes Weib zur Ehe genommen und ihren Gatten hinterlistiger Weise von Feindeshand habe töten lassen. 152 Dafür werde er von Gott schwer bestraft werden: seine eigenen Weiber würden von einem seiner Söhne geschändet und ihm selbst von diesem Sohne nach dem Leben getrachtet werden, und so werde er für den heimlich begangenen Frevel öffentliche Strafe erleiden. Auch werde der Knabe, den das Weib ihm geboren, in kurzer Zeit sterben. 153 David geriet hierüber in Schrecken und Bestürzung und bekannte unter Thränen und Wehklagen seine Sünde gegen Gott, denn er war an sich ein frommer, unbescholtener und reiner Mann, der ausser dem Vergehen mit des Urias Weib sich nichts hatte zu schulden kommen lassen. Deshalb erbarmte sich Gott seiner, nahm ihn in Gnaden wieder auf und versprach, ihm Königreich und Leben erhalten zu wollen; denn wegen seiner Reue wolle er ihm nicht weiter zürnen. Als Nathan so dem König sein künftiges Geschick verkündigt hatte, kehrte er nach Hause zurück.

(4.) 154 Den Knaben aber, den das Weib des Urias dem David geboren hatte, suchte Gott mit schwerer Krankheit heim. Hierüber betrübte sich David so sehr, dass er trotz der dringenden Bitten seiner Hausgenossen sieben Tage lang keine Nahrung zu sich nahm, vielmehr ein schwarzes Gewand anlegte, in einem Sacke sich zur Erde warf und Gott inständig um des Knaben Heilung anflehte; denn er hatte dessen Mutter sehr lieb. 155 Als aber der Knabe am siebenten Tage gestorben war, scheuten sich die Diener des Königs, ihm dies mitzuteilen; denn sie besorgten, er möchte, wenn er es erführe, noch weniger auf Nahrung und Körperpflege achten, zumal er schon über die Krankheit sich so sehr gegrämt habe.

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 419. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/418&oldid=- (Version vom 23.9.2020)