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ausser acht lassen, sondern Wälle aufwerfen, die Stadt mit Belagerungsmaschinen berennen und in seine Gewalt bringen, sodann aber dieselbe von Grund aus zerstören und ihre Bewohner ohne Ausnahme umbringen. Mit diesem Befehl des Königs begab sich der Bote eilig zu Joab zurück. 146 Beersabe aber, des Urias Weib, trauerte und weinte einige Tage um ihren Mann, als sie seinen Tod vernommen hatte. Nach Ablauf der Trauerzeit nahm sie der König zum Weibe und erhielt von ihr einen Sohn.

(3.) 147 Diese Ehe fand aber nicht den Beifall Gottes, sondern er zürnte dem David, erschien dem Propheten Nathan im Traume und klagte den König schwer an. Nathan jedoch, der ein höflicher und verständiger Mann war, überlegte bei sich, dass die Könige, wenn sie zürnen, mehr ihrer Leidenschaft als der Gerechtigkeit zu folgen pflegen, und beschloss daher, die Drohungen Gottes mit Stillschweigen zu übergeben und dafür andere nützliche Ermahnungen an David zu richten, 148 wodurch dieser sich vielleicht veranlasst fühlen würde, seine wahre Gesinnung zu offenbaren. „Zwei Männer,“ sagte er, „wohnten in einer und derselben Stadt; der eine von ihnen war reich und besass viele Schaf- und Rinderherden, der andere aber war arm und nannte nur ein einziges Schäfchen sein eigen. 149 Dieses zog er mit seinen Kindern auf, genoss mit ihm dieselbe Speise und liebte es wie eine Tochter. Als nun zu dem Reichen ein Gastfreund kam, wollte er zum Mahle keines von seinen eigenen Schafen schlachten, sondern liess dem Armen sein Schäfchen wegnehmen, bereitete es zu und setzte es seinem Gaste vor.“ 150 Diese Rede betrübte den König sehr; er nannte den Mann, der solches thun könne, einen Verbrecher und sagte, es sei gerecht, dass er das Schäfchen vierfach bezahle und dann noch mit dem Tode bestraft werde. Nathan aber entgegnete ihm, er selbst sei der, der diese Strafe verdient habe, und er habe sich selbst das Urteil gesprochen, weil er eine so ungeheure Schandthat zu begehen gewagt habe. 151 Dann stellte er ihm den

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 418. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/417&oldid=- (Version vom 23.9.2020)