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kehrte er sofort zurück, ohne etwas Böses zu ahnen. Joab begegnete ihm am Thore, empfing ihn freundlich, stellte sich an, als ob er sein bester Freund wäre (wie es denn öfter zu geschehen pflegt, dass die, die etwas Schlechtes im Sinne haben, ein freundliches Wesen heucheln, damit kein Verdacht sich rege, als beabsichtigten sie etwas anderes), 35 lockte ihn von den Seinigen weg, wie wenn er allein mit ihm zu reden hätte, an einen einsamen Ort, wo ausser ihnen nur sein Bruder Abessa anwesend war, und durchbohrte ihn mit gezücktem Schwert. 36 So wurde Abener hinterlistigerweise von Joab umgebracht, der angeblich seinen Bruder Asaël rächen wollte, welchen Abener in der Schlacht bei Chebron getötet hatte, als er ihm nachsetzte, in Wahrheit aber nur befürchtete, er selbst möchte den Oberbefehl über das Heer und des Königs Gunst verlieren, Abener dagegen die erste Stelle bei David einnehmen. 37 Hieraus kann man erkennen, welcher verwegenen Handlungen Menschen fähig sind, die um jeden Preis in die Höhe kommen und niemand weichen wollen. Denn um ihre Absichten zu erreichen, häufen sie unzählige Übelthaten, und in der Angst, etwas verlieren zu müssen, schrecken sie auch vor Verbrechen nicht zurück. 38 Sie halten es nämlich für weniger schlimm, überhaupt keine Macht zu erlangen, als derselben wieder entsagen zu müssen, wenn sie daran gewöhnt sind. Deshalb wagen sie selbst das Entsetzlichste, wenn sie nur in ihrer Stellung sich behaupten können. Dieses Wenige mag hierüber genügen.

(6.) 39 Als David vernahm, Abener sei umgebracht, wurde er von Schmerz ergriffen, erhob seine Rechte zu Gott und bezeugte öffentlich mit lauter Stimme, er habe um Abeners Ermordung nichts gewusst, und die That sei nicht mit seinem Willen geschehen. Den Mörder aber verfluchte er und schwur, seine ganze Familie dem Tode zu weihen. 40 Denn er war in Sorge, es möchte scheinen, als habe er den Abener wider sein demselben gegebenes eidliches Versprechen umbringen

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 397. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/396&oldid=- (Version vom 23.9.2020)