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ein, der den Saul getötet hatte und aus der Schlacht entflohen war. Dieser zerriss seine Kleider, streute Asche auf sein Haupt und fiel vor David nieder. 2 Und als David ihn fragte, woher er komme, sagte er, aus der Schlacht, die die Israëliten gegen die Palaestiner geschlagen und die einen so traurigen Ausgang genommen habe, da viele tausend Hebräer gefallen und auch der König Saul sowie dessen Söhne umgekommen seien. 3 Er versicherte ferner, er habe, als die Hebräer in die Flucht geschlagen worden seien, den zu Tod verwundeten König getroffen und ihm, da er in Gefahr gewesen sei, von den Feinden gefangen zu werden, auf seine Bitte den Todesstoss gegeben. Denn obgleich Saul sich in sein Schwert gestürzt habe, sei er doch infolge seiner vielen Wunden zu schwach gewesen, um sich selbst zu töten. 4 Darauf zeigte er als Wahrzeichen vom Tode Sauls dessen goldene Armspangen und Krone, die er ihm nach dem Tode abgenommen habe, um sie David zu überbringen. Als nun David diese offenbaren Anzeichen sah und nicht mehr an Sauls Tod zweifeln konnte, zerriss er seine Kleider und brachte den ganzen Tag in Gesellschaft seiner Freunde mit Wehklagen und Weinen hin. 5 Besonders heftig erschütterte ihn der Tod des Jonathas, der sein treuester Freund und sein Lebensretter gewesen war. Jetzt zeigte sich auch so recht der Edelmut Davids und seine gute Gesinnung gegen Saul, da er nicht nur tief ergriffen war von seinem Tode, obgleich er durch ihn so oft in Lebensgefahr geschwebt hatte, sondern auch noch denjenigen mit dem Tode bestrafte, der ihn umgebracht hätte. 6 „Denn “ sagte er zu diesem, „du hast dich selbst verraten, den König getötet zu haben.“ Und da er hörte, jener sei von Geburt Amalekiter, liess er ihn hinrichten. Alsdann dichtete er Totenklagen und Trauergesänge zu Ehren Sauls und Jonathas’, die sich noch bis heute erhalten haben.

(2.) 7 Nachdem er nun dem Könige die gebührende Leichenfeier gehalten, und die Trauerzeit beendet war, fragte er Gott durch einen Propheten um Rat, in welcher

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 391. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/390&oldid=- (Version vom 23.9.2020)