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dem Heerführer Abener laut zu und weckte sie so aus dem Schlafe. Und als der Heerführer dies vernahm und fragte, wer ihn beim Namen gerufen habe, antwortete ihm David: 315 „Ich, des Jesse Sohn, der sich vor euch hat flüchten müssen. Aber wie kommt es, dass du, ein so gewaltiger und beim König in hohen Ehren stehender Mann, so nachlässig deinen Herrn bewachst, und dass du lieber schläfst, als für sein Heil zu sorgen? Ihr habt den Tod verdient, weil ihr nicht gemerkt habt, dass einige von uns in das Lager bis zum Könige und seiner Umgebung eingedrungen sind. Sieh einmal nach, wo des Königs Speer und seine Wasserflasche sind, und dann wirst du erkennen, was im Lager Schlimmes vorgegangen, von euch aber nicht bemerkt worden ist.“ 316 Saul erkannte Davids Stimme, und da er einsah, dass er infolge der Nachlässigkeit seiner Wächter in Davids Gewalt gewesen, aber dennoch verschont geblieben sei, obgleich jener ihn mit vollem Recht hätte töten können, stattete er ihm seinen Dank ab und ermahnte ihn, er möge doch wieder Vertrauen zu ihm haben und nichts Böses mehr von ihm befürchten, sondern nach Hause zurückkehren. 317 Denn er sei jetzt überzeugt, dass er sich selbst nicht so liebe, wie er von ihm geliebt werde, da er ihn so oft schon beschützt und ihm Wohlthaten erwiesen habe, obgleich er von ihm verfolgt worden sei. Auch habe David ihm zu wiederholten malen das Leben gerettet, obgleich er ihn von seinen Freunden und Verwandten weg in die Verbannung getrieben und in die tiefste Bekümmernis versetzt habe. 318 David hiess sodann den Saul jemand schicken, um seinen Speer nebst der Wasserflasche abzuholen, und fügte hinzu: „Gott wird einen jeden von uns nach seiner Gesinnung und den daraus entspringenden Thaten richten, denn ihm ist es wohlbekannt, dass ich dich heute töten konnte, es aber nicht gethan habe.“

(10.) 319 Als Saul so zum zweitenmale den Händen Davids entgangen war, kehrte er in seine Königs- und Vaterstadt

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 378. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/377&oldid=- (Version vom 23.9.2020)