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Haus fahren. Denn es geziemt dir wohl, Langmut und Menschenfreundlichkeit zu üben, da du zur Königswürde bestimmt bist.“ 305 David nahm die Geschenke an und sprach: „Gottes Gnade hat es gefügt, o Weib, dass du mir heute begegnetest, sonst würdest du den morgigen Tag nicht erlebt haben. Denn ich hatte geschworen, noch in dieser Nacht das Haus Nabals zu zerstören und niemand von der Familie des boshaften und undankbaren Menschen am Leben zu lassen. So bist du mir also durch Gottes Fürsorge so rechtzeitig begegnet, dass du meinen Zorn noch beschwichtigen konntest. Wenn aber Nabal auch jetzt durch dich seiner Strafe entgangen ist, so wird er derselben künftig doch verfallen; denn seine Bosheit wird ihn bei anderer Gelegenheit schon ins Verderben stürzen.“

(8.) 306 Nach diesen Worten liess er das Weib wieder heimkehren. Dort fand sie ihren Mann in zahlreicher Gesellschaft schmausend, und da er schwer vom Weine war, wollte sie ihm das Vorgefallene nicht gleich mitteilen. Am folgenden Tage aber, als er wieder nüchtern war, setzte sie ihm alles auseinander und erschütterte ihn dadurch so gewaltig, dass seine Kraft dahinschwand und sein Körper dem eines Toten glich. Er lebte danach nur noch zehn Tage. 307 Als nun David von seinem Tod Kunde erhielt, meinte er, dass Gott ihn mit Recht so gestraft habe, denn Nabal sei durch seine eigene Bosheit umgekommen, ohne dass er selbst nötig gehabt habe, seine Hände mit Blut zu beflecken. Er schöpfte daraus auch die Lehre, dass alle Bösen von Gott gezüchtigt würden, und dass dieser sich um jeden Menschen bekümmere und Gute sowohl wie Böse ganz nach Verdienst behandele. 308 Bald darauf liess er das Weib des Nabal zu sich kommen, um sie zur Ehe zu nehmen. Diese hielt sich zwar einer solchen Ehre für unwürdig; ja sie verdiene nicht, auch nur seine Füsse zu berühren. Dennoch kam sie in aller Unterwürfigkeit. Und David nahm sie zur Ehe wegen ihrer Bescheidenheit, Ehrbarkeit und schönen Gestalt. 309 Vorher hatte David noch eine andere

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/375&oldid=- (Version vom 23.9.2020)