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Gott liebte ihn. Er war nach dem Tode des Hohepriesters Eli zwölf Jahre lang alleiniger Vorsteher des Volkes gewesen und zugleich mit Saul noch achtzehn Jahre lang.

(6.) 295 Damals lebte ein reicher, aus der Stadt Emma gebürtiger Ziphener, der eine Herde von dreitausend Schafen und tausend Ziegen auf der Weide hatte. David hatte den Seinigen strengstens anbefohlen, diese Herden mit Sorgfalt zu behandeln, und sie sollten sich weder aus Habgier, noch aus Not, noch weil sie in der Wüste unentdeckt zu bleiben hofften, verleiten lassen, etwas davon wegzunehmen. Vielmehr sollten sie letzteres als einen Frevel gegen Gott betrachten. 296 Diese Anweisungen gab er in der Hoffnung, sich dadurch einem guten und rechtschaffenen Manne gefällig erweisen zu können. Nabal indes (so hiess der Mann) war im Gegenteil ein hartherziger und übelberedeter Mensch, der sein Leben in Bosheit verbrachte, aber ein gutes, verständiges und dabei schöngestaltetes Weib hatte. 297 Zu diesem Nabal schickte David um die Zeit der Schafschur zehn der Seinigen, liess ihm seinen Gruss entbieten und zugleich den Wunsch aussprechen, er möge noch viele Jahre dieses Segens sich erfreuen. Dann liess er ihn bitten, Nabal möge ihnen von seinem Überfluss etwas mitgeben, zumal er von den Hirten vernommen habe, dass die Seinigen, obgleich sie sich nun schon lange in der Wüste aufhielten, ihm keinen Schaden zugefügt, vielmehr seine Hirten und Herden stets beschützt hätten. Es werde ihn auch später nicht reuen, dass er dem David etwas mitgeteilt habe. 298 Nabal aber nahm die Boten unfreundlich und mürrisch auf. Er fragte sie nämlich, wer David eigentlich sei. Und da er vernahm, jener sei ein Sohn des Jesse, entgegnete er: „So eitel denken also die von sich, die ihren Herren entlaufen sind und sich nun ungebührlich und hochmütig benehmen.“ 299 Als das dem David gemeldet wurde, geriet er in Aufregung, hiess vierhundert Bewaffnete ihm folgen, während er zweihundert zur Bewachung der Bagage zurückliess

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 374. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/373&oldid=- (Version vom 23.9.2020)