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für deinen treuesten Diener und, was noch mehr heissen will, für deinen Schwiegersohn und Verwandten gehalten. 257 Denn diese Ehre pflegt man doch nicht seinen Feinden zu erzeigen, sondern solchen, denen man sein Wohlwollen bekunden will. Geweissagt habe ich ihm aber jetzt nicht zum erstenmal, sondern auch früher schon öfters und an anderen Orten. Und da er angab, er sei von dir mit einem eiligen Geschäfte beauftragt worden, so glaubte ich, wenn ich ihm sein Begehren abschlug, mehr dir als ihm mich ungefällig zu erzeigen. 258 Du brauchst also nicht übel von mir zu denken noch, wenn du von Anschlägen Davids hörst, meine Freundlichkeit gegen ihn zu verdächtigen. Denn deinem Freunde, Schwiegersohn und Kriegsobersten habe ich dieselbe erwiesen, nicht aber deinem Feinde.“

(6.) 259 Saul liess sich indes durch diese Worte des Hohepriesters nicht überreden, sondern seine Furcht war so stark, dass er selbst gerechte Entschuldigungen nicht glauben wollte. Er befahl daher den Bewaffneten, die ihn umgaben, jenen samt seinen Verwandten umzubringen. Da diese aber nicht wagten, an den Hohepriester Hand zu legen, und sich mehr scheuten, Gott zu beleidigen, als dem Könige den Gehorsam zu versagen, befahl er dem Syrer Doëk, den Mord zu vollziehen. 260 Dieser nahm noch andere Verbrecher zu sich und tötete den Achimelech und dessen Verwandtschaft, im ganzen dreihundertfünfundachtzig Personen. Alsdann schickte Saul Häscher nach der Priesterstadt Naba, liess alle Einwohner einschliesslich der Frauen und Kinder, sowie Leute von jedem Alter umbringen und die Stadt durch Feuer zerstören. 261 Nur einer von Achimelechs Söhnen mit Namen Abiathar blieb am Leben. So erfüllte sich, was Gott dem Hohepriester Eli verkündet hatte, dass nämlich wegen der Frevelthaten seiner beiden Söhne seine ganze Nachkommenschaft untergehen werde.

(7.) 262 An dieser grausamen That des Königs Saul, der ein ganzes Priestergeschlecht mit dem Schwerte umbringen liess und weder Kind noch Greis verschonte,

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/366&oldid=- (Version vom 23.9.2020)