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in Trauer und Kummer bringen würde. 251 Er versammelte daher seine Freunde, seine Heerführer und den ganzen Stamm, aus dem er war, auf dem Berge, wo er seinen Königssitz hatte, setzte sich an eine Stelle, die Arura hiess, und sprach, umgeben von seinen Höflingen und seiner Leibwache, also zu ihnen: „Ich weiss wohl, ihr Stammesgenossen, dass ihr euch meiner Wohlthaten noch erinnert, als ich euch zu Herren von Ländereien gemacht und euch zu Amt und Würden gebracht habe. 252 Ich frage euch nun, ob ihr noch mehr und grössere Geschenke von dem Sohne des Jesse erwartet, denn ich habe erfahren, dass ihr alle zu ihm hinneigt, da selbst mein Sohn Jonathas eifrig für ihn wühlt und euch ihm günstig stimmen will. 253 Auch ist es mir nicht unbekannt, dass er mit David unter Eidschwur ein Bündnis geschlossen hat, und dass er mit Rat und That die Anschläge unterstützt, die gegen mich im Werke sind. Doch ihr kümmert euch nicht darum, sondern wartet ruhig ab, was weiter geschehen wird.“ 254 Als der König geendet hatte und niemand von den Anwesenden das Wort ergriff, sagte der Syrer Doëk, der Hüter der königlichen Maultiere, er habe gesehen, wie David in die Stadt Naba zum Hohepriester Achimelech gekommen sei, sich von ihm die Zukunft habe verkünden lassen und Proviant, das Schwert des Goliath sowie sicheres Geleit bis an sein Reiseziel erhalten habe.

(5.) 255 Saul liess darauf den Hohepriester und dessen ganze Familie zu sich kommen und sprach zu ihm: „Was hast du Übles von mir zu leiden gehabt, dass du den Sohn des Jesse, der nach meiner Königswürde strebt, bei dir aufnahmst und ihn mit Mundvorrat und Waffen versorgtest? Es war dir doch nicht unbekannt, dass er vor mir geflohen ist und mein Haus hasst!“ 256 Der Hohepriester leugnete das Geschehene nicht ab, sondern bekannte offen, dass er dem David behilflich gewesen sei; doch habe er das nicht diesem, sondern ihm, dem Könige, zu Gefallen gethan. „Ich habe nämlich,“ sagte er, „nicht gewusst, dass er dein Feind sei, vielmehr ihn

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/365&oldid=- (Version vom 23.9.2020)