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der Sohn Jesses sowohl gestern als auch heute dem Mahle fern geblieben sei. Dieser antwortete, er sei einer Verabredung gemäss und mit seiner Erlaubnis in seine Vaterstadt gegangen, wo sein Stamm ein Fest feiere, und er habe auch ihn zum Opfer eingeladen. „Und wenn du mir dies erlaubst,“ fuhr er fort, „möchte ich zu ihm reisen, denn du kennst meine grosse Liebe zu ihm.“ 237 Da nun sollte Jonathas kennen lernen, wie feindselig sein Vater gegen David gesinnt war. Denn Saul brauste in seinem Zorne auf, schimpfte über ihn, nannte ihn einen Sohn von Flüchtlingen und seinen Feind und sagte, er sei ein Genosse und Helfershelfer Davids; er scheue weder ihn noch seine Mutter, da er eine solche Gesinnung hege, und wolle nicht einsehen, dass, so lange David lebe, die Königsherrschaft ihnen nicht sicher sei. Darum solle er ihn herbeiholen lassen, damit er seine Strafe erleide. 238 Als aber Jonathas fragte, was er denn verbrochen habe, dass Saul so erbittert gegen ihn sei, liess dieser seinen Zorn nicht nur mehr in Worten und Schimpfreden aus, sondern ergriff einen Speer und drang auf Jonathas ein, um ihn zu töten. Er vollführte nun zwar diese That nicht, da seine Freunde ihn daran hinderten; aber seinem Sohne konnte es nicht mehr zweifelhaft sein, dass er den David mit grimmigem Hasse verfolge und ihn umzubringen beabsichtige; habe er doch beinahe um Davids willen seinen Sohn mit eigener Hand getötet.

(10.) 239 Hierauf schlich sich Jonathas von der Tafel weg, da er vor Leid keine Speise mehr anrühren konnte. Die Nacht brachte er schlaflos und mit Weinen zu, weil nicht nur sein eigenes Leben in Gefahr geschwebt, sondern auch weil für David der Tod unabwendbar erschien. In der Frühe aber ging er vor die Stadt aufs Feld, dem Scheine nach, um sich dort zu üben, in Wahrheit jedoch, um seinem Freunde mitzuteilen, wie der Vater gegen ihn gesinnt sei. 240 Und als er alles nach Verabredung gethan hatte, schickte er den ihn begleitenden Knaben in die Stadt zurück; er selbst aber begab

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/362&oldid=- (Version vom 23.9.2020)