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Gesinnung meines Vaters gegen dich auf jede Art zu erforschen, bis ich erfahre, ob irgend eine böse Absicht in seinem Herzen schlummert, 231 auch dass ich dich davon in Kenntnis setzen werde, sei er nun gegen dich wohl- oder übelgesinnt. Gott weiss auch, dass ich stets zu ihm für dich um seine Gnade flehe. Wie er jetzt mit dir ist, so wird er dich auch in Zukunft nicht verlassen und dir auch dann den Sieg verleihen, wenn mein Vater und selbst ich gegen dich sein sollten. 232 Du aber gedenke dieses meines Schwurs, und wenn ich sterben sollte, so nimm dich meiner Kinder an und vergilt ihnen, was du mir schuldest.“ Als er diesen Schwur geleistet, hiess er den David sich an einen versteckten Ort auf dem Felde begeben, wo Jonathas seine Leibesübungen vorzunehmen pflegte. Sobald er seines Vaters Gesinnung kenne, werde er dorthin nur in Begleitung eines Knaben kommen. 233 „Wenn ich nun, “ fuhr er fort, „drei Wurfspeere zur Zielscheibe entsende und dem Knaben befehle, dass er sie holen solle (sie werden nämlich gerade vor ihm liegen), so kannst du es für sicher halten, dass du von meinem Vater nichts zu befürchten hast. Hörst du mich aber gerade das Gegenteil sagen, so hast du auch das Gegenteil vom Könige zu erwarten. 234 Auf alle Fälle werde ich für deine Sicherheit sorgen, sodass dir kein Leid widerfahren wird. Kommen dann bessere Zeiten, so sei dessen eingedenk und lass dir die Sorge für meine Kinder angelegen sein.“ Als David diese Versicherungen von Jonathas erhalten hatte, ging er nach dem verabredeten Orte.

(9.) 235 Am folgenden Tage, da gerade Neumond war, begab sich Saul, nachdem er die gewohnte Reinigung vorgenommen hatte, zum Mahle. Und da zu seiner Rechten Jonathas, zu seiner Linken aber sein Feldherr Abener Platz genommen, und er den Platz Davids leer fand, schwieg er zunächst, weil er vermutete, dieser sei noch nicht rein vom Umgang mit seinem Weibe. 236 Als er aber auch am Tage nach dem Neumond noch nicht zur Stelle war, fragte Saul seinen Sohn Jonathas, warum

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/361&oldid=- (Version vom 23.9.2020)