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Sauls jungfräuliche Tochter in Liebe zu ihm entbrannte. Ihre Neigung stieg so mächtig, dass sie sie zuletzt nicht mehr verbergen konnte, und die Kunde davon ihrem Vater zu Ohren kam. 197 Dieser erblickte darin eine willkommene Gelegenheit, dem David Verderben zu bereiten, und sagte denen, die ihm von der Liebe seiner Tochter berichtet hatten, er wolle dem David gern seine Tochter zur Ehe geben; denn er hoffte, das werde die Ursache seines Unterganges sein. „Ich gelobe,“ sagte er, „dass ich dem David meine Tochter zur Ehe geben will, wenn er mir sechshundert Köpfe meiner Feinde bringt. 198 Da ihm eine so herrliche Belohnung winkt, und er den Ruhm aus einem so gefährlichen und fast unglaublichen Unternehmen gern davontragen wird, so wird er sich ungesäumt ans Werk geben. Dann aber wird er von den Palaestinern getötet werden und ich meine Absichten aufs schönste erreicht haben. Denn ich werde ihn dann los werden, ohne selbst Hand an ihn legen zu müssen.“ 199 Er befahl also seinen Dienern, Davids Gesinnung in Bezug auf die Ehe mit seiner Tochter zu erforschen. Diese stellten dem David vor, wie gern ihn der König und das gesamte Volk habe, und dass der erstere ihm sogar seine Tochter zur Ehe geben wolle. 200 Er aber entgegnete: „Haltet ihr es denn für etwas Geringes, Schwiegersohn des Königs zu werden? Mir scheint das nicht der Fall zu sein, zumal ich ein einfacher Mensch ohne Ruhm und Ehre bin.“ Als die Diener diese Antwort dem Saul meldeten, sagte er: „Verkündet ihm, ich begehre von ihm weder Geld noch Heiratsgut, denn das hiesse seine Tochter verkaufen, nicht aber aussteuern; ich begehre vielmehr nur einen Schwiegersohn, der sich durch Tapferkeit und andere Tugenden auszeichnet, wie er sie besitzt. 201 Ich verlange deshalb von ihm für die Heirat meiner Tochter weder Gold noch Silber, das er aus dem Vermögen seines Vaters mir zubringen müsste, sondern nur Rache an den Palaestinern und sechshundert Köpfe von ihnen. 202 Kein herrlicheres und köstlicheres Geschenk als dieses

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 355. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/354&oldid=- (Version vom 23.9.2020)