Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/343

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die Kinder verschont wissen wollte, mit denen man doch sonst grösseres Mitleid zu haben pflegt. Saul aber liess sogar ihren König, der der Urheber so vieler Leiden der Hebräer war, am Leben und verachtete den Befehl Gottes, indem er sich durch die körperliche Schönheit des Feindes dazu verleiten liess. 139 Und in gleicher Weise wie er sündigte auch das Volk, denn es verschonte das Gross- und Kleinvieh und raubte dasselbe, obgleich doch Gott befohlen hatte, nichts davon am Leben zu lassen. Überdies nahm das Volk auch noch andere Gegenstände und Reichtümer fort und vernichtete nur das, was kaum einen Wert hatte.

(3.) 140 Als nun Saul sämtliche Völkerschaften, die von Pelusium in Aegypten bis ans Rote Meer wohnten, unterjocht hatte, verwüstete er das feindliche Land und verschonte nur das Volk der Sikimiter, die mitten im Gebiet der Madianiter wohnten. Ihnen hatte er vor Beginn des Krieges durch Boten sagen lassen, sie sollten auswandern, damit sie nicht das Schicksal der Amalekiter teilen müssten. Denn er wollte ihrer schonen, weil sie ihm durch Raguel, den Schwiegervater des Moyses, verwandt waren.

(4.) 141 Hierauf zog Saul voll Freude über seine Erfolge nach Hause zurück, gerade als ob er nichts von dem ausser acht gelassen, was ihm der Prophet befohlen hatte, als er sich zum Kriege gegen die Amalekiter rüstete, sondern als ob er nach dem Siege über die Feinde alles genau nach Vorschrift ausgeführt hätte. 142 Gott aber missfiel es sehr, dass der König der Amalekiter verschont worden war und dass das Volk gegen seinen Befehl das Vieh als Beute fortgetrieben hatte. Denn er hielt es für sündhaft, dass, da sie durch seine Hilfe die Feinde besiegt und unterjocht hatten, sie ihn verachteten und geringschätzten und ihn nicht einmal wie einen menschlichen König behandelten. 143 Er verkündete daher dem Propheten Samuel, es reue ihn, den Saul zum König gemacht zu haben, da dieser seine Befehle nicht befolge, sondern thue, was ihm beliebe.

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/343&oldid=- (Version vom 23.9.2020)