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lang eines Oberhauptes. 85 Darauf kehrte es wieder zu der früheren Regierungsform zurück, sodass die oberste Entscheidung jedesmal dem anvertraut wurde, der sich im Kriege durch Tapferkeit besonders ausgezeichnet hatte. Deshalb nennt man die ganze Zeitperiode, in der diese Regierungsform üblich war, die der Richter.

(5.) 86 In einer darauf folgenden Versammlung sprach der Prophet zu den Hebräern: „Ich beschwöre euch bei dem allmächtigen Gott, der die beiden grossen Brüder Moyses und Aaron erschaffen und eure Väter aus der Knechtschaft der Aegyptier erlöst hat, ihr wollet mir ohne Scheu und Furcht und ohne irgend einem anderen Gefühle nachzugeben, sagen, ob ich irgend etwas Schlechtes und Ungerechtes gethan habe, sei es aus Gewinnsucht oder Rechthaberei oder aus Gefälligkeit gegen andere. 87 Könnt ihr mich beschuldigen, dass ich jemand sein Kalb oder Schaf oder sonst dergleichen genommen habe, obwohl man doch von Schuld frei ist, wenn man solches zum notwendigen Lebensunterhalt nimmt, oder dass ich jemandes Zugtier zu meiner Arbeitsverrichtung gebraucht und ihn dadurch betrübt habe? Wisst ihr dergleichen, so sagt es hier, in Gegenwart eures Königs, frei heraus.“ Sie aber riefen, er habe derartiges nie gethan, sondern immer gerecht und gewissenhaft dem Volke vorgestanden.

(6.) 88 Als nun alle dem Samuel ein so glänzendes Zeugnis erteilten, fuhr er fort: „Da ihr also zugebt, dass ihr mir nichts Böses vorwerfen könnt, nun wohl, so will ich euch auch frei heraussagen, wie sehr ihr euch dadurch gegen Gott verfehlt habt, dass ihr einen König begehrtet. 89 Ihr müsst euch doch noch erinnern, dass euer Vorfahre Jakob mit nur siebzig Personen unseres Stammes infolge einer Hungersnot nach Aegypten gezogen ist. Als sich hier sein Geschlecht bis auf viele Tausende vermehrt hatte und von den Aegyptiern in harter und schmachvoller Knechtschaft gehalten Wurde, hat Gott auf das Flehen eurer Väter ohne einen König das Volk von dieser Not befreit und ihm die Brüder Moyses und

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/333&oldid=- (Version vom 23.9.2020)