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das Recht und handelten bei ihren Urteilen nicht der Wahrheit gemäss, sondern zu ihrem eigenen Vorteil. Sie waren der Schwelgerei und Wollust ergeben und widersetzten sich sowohl dem Willen Gottes als der Autorität des Propheten, ihres Vaters, der so viele Mühe darauf verwendet hatte, im Volke den Sinn für Gerechtigkeit zu pflegen.

(3.) 35 Als das Volk sah, dass die Söhne des Propheten durch ihre Frevel die frühere gute Ordnung ins Wanken brachten, ward es unwillig und strömte in hellen Haufen zu Samuel, der damals in Armatha wohnte, berichtete ihm die Unthaten seiner Söhne und bat ihn, da er selbst wegen seines hohen Alters die Geschäfte nicht mehr führen könne, ihnen einen König auszuwählen, der sie lenken und regieren und die Palaestiner wegen ihrer Ungebühr zur Verantwortung ziehen könne. 36 Diese Reden beunruhigten und ängstigten den Samuel sehr, da er bei seiner angeborenen Gerechtigkeitsliebe gegen die Königsherrschaft eingenommen war. Vielmehr hatte er eine besondere Vorliebe für die Herrschaft der Vornehmsten, die die Völker glücklich und fast göttlich zu machen imstande sei. 37 Daher machte ihn das Ansinnen des Volkes so sorgenvoll und ängstlich, dass er Speise und Nachtruhe vergass und sich ganze Nächte mit Gedanken über den Stand der Dinge plagte.

(4.) 38 In dieser verzweifelten Lage erschien ihm Gott und tröstete ihn mit folgenden Worten: „Du musst über das Begehren des Volkes nicht ärgerlich sein, denn nicht dich, vielmehr auch mich selbst haben sie als ihren Herrscher gar oft nicht anerkennen wollen, und zwar schon von dem Tage an, da sie aus Aegypten auszogen. In kurzer Zeit werden sie darüber schwere Reue empfinden, durch die freilich das Geschehene nicht ungeschehen gemacht werden kann. Aber sie werden es doch bitter beklagen, dass sie mich verachtet und sich ebensowohl gegen meine Ratschlüsse als gegen dich, ihren Propheten, so undankbar bewiesen haben. 39 Ich will nun, dass du ihnen einen König erwählst, den ich

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/323&oldid=- (Version vom 23.9.2020)