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(3.) 346 Darauf kehrte sie voller Hoffnung zu ihrem Gatten zurück und nahm fröhlich am Mahle teil. Als sie dann in ihre Heimat kamen, wurde sie bald schwanger und gebar nach Ablauf der entsprechenden Zeit einen Sohn, den sie Samuel, das heisst „von Gott erbeten“ nannten. Alsdann begaben sie sich abermals zur Hütte, um Gott für die Geburt des Sohnes Dankopfer darzubringen und den Zehnten zu entrichten. 347 Die Mutter aber erinnerte sich des Gelübdes, das sie in betreff ihres Sohnes gethan hatte, und übergab ihn daher dem Eli, damit er Gott als zukünftiger Prophet geweiht werde. Deshalb liess er auch sein Haar lang wachsen und trank nichts ausser Wasser, und er wurde bei der Hütte, wo er blieb, erzogen. Alkan erhielt danach von der Anna noch andere Söhne und drei Töchter.

(4.) 348 Kaum hatte Samuel sein zwölftes Jahr zurückgelegt, da fing er auch schon an zu prophezeien. Als er einst schlief, rief ihn Gott beim Namen. Er aber ging zum Hohepriester in der Meinung, dieser habe ihn gerufen; der Hohepriester dagegen erklärte, er habe ihn nicht gerufen. Also that Gott dreimal. 349 Da ging dem Eli ein Licht auf, und er sprach zu ihm: „Samuel, jetzt wie vorhin habe ich geschwiegen; Gott aber ist es, der dich ruft. Wohlan, thu ihm also kund, dass du da bist.“ Als er nun Gott wieder rufen hörte, bat er, er möge ihm seinen Willen verkünden, denn er sei zu jedem Dienste bereit, den Gott von ihm verlange. 350 Darauf sprach Gott zu ihm: „Weil du da bist, so wisse, dass den Israëliten ein Unglück droht, das man weder aussprechen noch glauben möchte. Denn Elis Söhne werden an einem und demselben Tage sterben, und die Hohepriesterwürde wird auf die Familie Eleazars übergehen. Eli hat eben seine Söhne mehr geliebt als meinen Dienst, und das gewiss nicht zu ihrem Nutzen.“ 351 Da Samuel nun dem Eli nicht den Schmerz anthun wollte, ihm die Verkündigung Gottes mitzuteilen, nötigte Eli den Propheten unter einem Eidschwur dazu und war nun nicht mehr in Ungewissheit über den Untergang seiner Söhne. Samuels

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/311&oldid=- (Version vom 23.9.2020)