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sie teils mit Gewalt, teils nachdem sie dieselben durch Geschenke verführt hatten. So unterschied sich ihre ganze Lebensweise in nichts von der eines Tyrannen. 340 Der Vater zürnte ihnen deshalb sehr und erwartete beständig, Gott werde sich wegen ihrer Frevelthaten an ihnen rächen, und auch das Volk grollte ihnen heftig. Als nun Gott den zukünftigen Untergang der beiden sowohl dem Eli wie dem Propheten Samuel, der damals noch ein Knabe war, kundgethan hatte, trauerte der Vater auch öffentlich um sie.

(2.) 341 Ich will hier einiges über den Propheten einschalten, ehe ich in der Erzählung von den Söhnen Elis fortfahre. 342 Alkan, ein mittelmässig begüterter Levit vom Stamme Ephraïm, der in der Stadt Armatha wohnte, hatte zwei Weiber, Anna und Phenanna. Von der letzteren hatte er Kinder, von der ersteren aber nicht; doch hörte er deshalb nicht auf, sie zu lieben. 343 Als nun Alkan einst mit seinen Weibern nach Silo gekommen war, um dort zu opfern (hier stand ja bekanntlich Gottes Hütte), teilte er beim Mahle Fleischstücke an seine Weiber und Kinder aus. Und da Anna die Kinder des anderen Weibes rings um ihre Mutter sitzen sah, brach sie in Thränen aus und beklagte ihre Unfruchtbarkeit. 344 Dabei ergriff sie eine so grosse Traurigkeit, dass ihr Mann sie nicht zu trösten vermochte. In ihrem Schmerz ging sie zur Hütte und bat Gott kniefällig, er möge ihr doch Kinder schenken und sie Mutter werden lassen, wobei sie versprach, sie wolle ihren ersten Sohn dem Dienste Gottes weihen; auch solle er eine von der der anderen Familienmitglieder verschiedene Lebensweise führen. 345 Als sie nun so lange im Gebet verharrte, hielt sie der Hohepriester Eli, der vor der Hütte sass, für betrunken und hiess sie weggehen. Sie aber entgegnete ihm, sie habe nur Wasser getrunken und betrübe sich sehr darüber, dass sie kinderlos sei, weshalb sie auch zu Gott gebetet habe. Da tröstete er sie und sagte ihr, sie solle wohlgemut sein, denn Gott werde ihr einen Sohn schenken.

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/310&oldid=- (Version vom 23.9.2020)