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an den folgenden Tagen mit den Mägden des Boaz auf das Feld zum Ährenlesen.

(3.) 328 Einige Tage nachher, als die Gerste schon ausgedroschen war, kam auch Boaz wieder auf das Feld und schlief auf seiner Tenne. Als Naamis das hörte, hatte sie den Einfall, Ruth solle sich zu ihm legen; denn sie glaubte, es werde für sie von Nutzen sein, wenn er mit Ruth sich unterhielte. Sie schickte also die Ruth hin, damit sie zu seinen Füssen sich schlafen lege. 329 Ruth, die es als ihre Pflicht ansah, keinem Befehl ihrer Schwiegermutter zu widersprechen, begab sich nach der Tenne, und Boaz merkte zunächst ihre Anwesenheit nicht, da er fest schlief. Mitten in der Nacht aber erwachte er, und da er merkte, dass ein Weib bei ihm schlief, fragte er sie, wer sie sei. 330 Und als sie ihren Namen nannte und um Verzeihung bat, da sie nur als seine Dienerin hier liege, schwieg er. Morgens früh aber, ehe noch das Gesinde sich zur Arbeit erhoben hatte, weckte er sie, hiess sie so viel Gerste mitnehmen, als sie tragen könne, und damit zu ihrer Schwiegermutter gehen, bevor jemand erfahre, dass sie dort gelegen habe. Denn die Klugheit gebiete, sich vor Verleumdung zu hüten, zumal sie sich nichts hätten zu schulden kommen lassen. 331 „Über die ganze Angelegenheit aber,“ sagte er, „bestimme ich folgendes. Zunächst muss ich denjenigen, der dir näher verwandt ist als ich, fragen, ob er dich heiraten will. Will er das, so folgst du ihm, im anderen Falle werde ich dich zu meiner rechtmässigen Gattin machen.“

(4.) 332 Als Ruth diese Worte ihrer Schwiegermutter mitteilte, war diese wohlgemut in der Hoffnung, Boaz werde sich ihrer annehmen. Um Mittag kam Boaz in die Stadt, liess die Ältesten zusammentreten und die Ruth nebst ihrem nächsten Verwandten herbeirufen. Als der letztere gekommen war, fragte ihn Boaz: 333 „Willst du das Erbe des Elimelech und seiner Söhne in Besitz nehmen?“ Und da dieser ja sagte, weil es ihm als Verwandten von Rechts wegen zustehe, fuhr Boaz fort: „Du

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/308&oldid=- (Version vom 23.9.2020)