Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/307

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sie mit ihren ersten Männern gehabt, und alles sonstige Gute, 322 beschwor sie aber unter Auseinandersetzung ihrer Verhältnisse, sie möchten hier bleiben und ihr Vaterland nicht verlassen, um ihr in ungewisse Zukunft nachzufolgen. Darauf blieb Orpha zurück; Ruth aber liess sich nicht bereden, sondern zog mit ihr fort und wollte jedes Schicksal mit ihr teilen.

(2.) 323 Als nun Ruth mit ihrer Schwiegermutter nach Bethleëm kam, wurden sie von Boaz, einem Verwandten des Elimelech, gastfreundlich aufgenommen. Naamis aber meinte, als sie von den Mitbürgern bei ihrem Namen genannt wurde, mit mehr Recht könne man sie Mara nennen, denn in hebraeischer Sprache bedeutet Naamis „Glück,“ Mara aber „Schmerz.“ 324 Zur Erntezeit nun ging Ruth mit Erlaubnis ihrer Schwiegermutter zum Ährenlesen aufs Feld, damit sie etwas zum Leben hätten, und es traf sich, dass sie auf das Grundstück des Boaz kam. Als bald darauf auch Boaz anlangte und die Ruth erblickte, erkundigte er sich ihretwegen bei seinem Verwalter, der ihm alles erzählte, was er über sie vernommen hatte. 325 Da umarmte Boaz sie liebreich und wünschte ihr sowohl aus Zuneigung gegen ihre Schwiegermutter, als auch in der Erinnerung an deren Sohn, mit dem sie verheiratet gewesen war, alles Gute. Auch litt er nicht, dass sie sich noch mit dem Auflesen von Ähren abgeben sollte, sondern erlaubte ihr, sich so viel abzumähen, als sie könnte, und es mitzunehmen; seinem Verwalter aber befahl er, er solle ihr nichts in den Weg legen und ihr Speise und Trank mit den übrigen Schnittern gewähren. 326 Die Mehlspeise nun, die Ruth von ihm erhielt, bewahrte sie für ihre Schwiegermutter auf und brachte sie ihr abends mit den Ähren, ebenso wie auch Naamis einen Teil des Essens, das die Nachbarn ihr in fürsorglicher Wohlthätigkeit gebracht hatten, für Ruth aufbewahrt hatte. 327 Ruth erzählte nun ihrer Schwiegermutter alles, was Boaz ihr gesagt hatte, und da Naamis ihr mitteilte, er sei ihr Verwandter und werde aus Frömmigkeit vielleicht für sie sorgen, ging sie auch

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/307&oldid=- (Version vom 23.9.2020)