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im Stamme Judas gelegenen starken Felsen. Die Palaestiner aber zogen deshalb mit einem Heere gegen den Stamm. Und als die Stammesgenossen geltend machten, dass sie unverdient für Samsons Frevel mitbüssen müssten, zumal sie doch ihren Tribut pünktlich entrichtet hätten, erhielten sie zur Antwort: wenn sie für unschuldig gelten wollten, sollten sie den Samson ausliefern. 298 Um nun von Weiterungen verschont zu sein, zogen sie mit dreitausend Bewaffneten zu dem Felsen, beklagten sich bei Samson wegen der Frevel, welche er gegen die Palaestiner verübt, die hierfür das ganze Hebräervolk vernichten könnten, und erklärten ihm, sie seien gekommen, um ihn festzunehmen und den Palaestinern auszuliefern; er solle sich also dem gutwillig unterziehen. 299 Er liess sie darauf schwören, dass sie weiter nichts gegen ihn im Schilde führten, als ihn auszuliefern; dann stieg er vom Felsen herab und gab sich in die Hände seiner Stammesgenossen‚ die ihn mit zwei Stricken banden und ihn den Palaestinern zuführten. 300 Als sie nun an einen Ort gekommen waren, der noch heute von der herrlichen That, die Samson dort vollbrachte, „Kinnlade“ genannt wird, damals aber keinen besonderen Namen hatte, kamen ihnen die Palaestiner, die nicht weit davon ihr Lager hatten, mit fröhlichem Jubel entgegen, als wenn nun ihre Wünsche ganz erfüllt wären. Samson aber zerriss die Stricke, ergriff die Kinnlade eines Esels, die gerade zu seinen Füssen lag, stürzte sich auf die Feinde und schlug mit der Kinnlade ungefähr tausend von ihnen tot; die anderen wandten sich entsetzt zur Flucht.

(9.) 301 Samson aber wurde durch diese That übermütiger als billig, und schrieb dieselbe nicht der Hilfe Gottes, sondern seiner eigenen Kraft zu. Auch rühmte er sich, dass er die Feinde zum Teil erschlagen, zum Teil in die Flucht getrieben habe. 302 Als er aber darauf von heftigem Durst geplagt wurde, erkannte er, dass alle menschliche Kraft schwach sei, und Gott allein alles vermöge, und bat ihn flehentlich, er möge ihm wegen seiner Reden nicht zürnen und ihn nicht in die Gewalt seiner

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/303&oldid=- (Version vom 23.9.2020)