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„der Tapfere.“ Er wuchs schnell heran, und da er mässig lebte und das Haar nicht scheren liess, schien er ein Prophet werden zu sollen.

(5.) 286 Als nun Samson einst mit seinen Eltern nach Thamna, einer Stadt der Palaestiner, zu einem Feste ging, wurde er dort von Liebe zu einer Jungfrau des Landes ergriffen und bat seine Eltern, ihm das Mädchen zur Ehe zu geben. Diese schlugen ihm zunächst seine Bitte ab, weil das Mädchen nicht aus ihrem Geschlechte stammte; da aber Gott zum Nutzen der Hebräer diese Heirat ersonnen hatte, erreichte Samson endlich die Erfüllung seines Wunsches. 287 Da er nun öfters die Eltern des Mädchens besuchte, geschah es, dass er einst unterwegs einem Löwen begegnete, und obwohl er waffenlos war, nahm er es doch mit ihm auf, erdrosselte ihn mit blossen Händen und warf ihn neben dem Wege in eine Schlucht.

(6.) 288 Ein anderes Mal, als er zu dem Mädchen ging, traf er einen Bienenschwarm, der in dem Brustkasten des Löwen Zellen gebaut hatte. Davon nahm er drei Scheiben Honig und schenkte sie nebst anderen Gegenständen, die er bei sich trug, dem Mädchen. 289 Als er nun Hochzeit feierte, gaben ihm die Thamniter, die er alle zum Mahle geladen hatte, dreissig kräftige Jünglinge bei, dem Scheine nach als Zechgenossen, in Wirklichkeit aber, um ihn zu bewachen, dass er keine Tollkühnheit begebe. Da sie nun stark gezecht hatten und anfingen, lustig zu werden, wie das bei solchen Festlichkeiten üblich ist, 290 sprach Samson: „Wohlan, wenn ihr mir das Rätsel, das ich euch jetzt gebe, in sieben Tagen löst, so sollt ihr als Belohnung jeder ein Stück Leinen und ein Kleid von mir erhalten.“ Die Jünglinge, die gleichzeitig gern sich witzig gezeigt hätten und auch nach dem Preise lüstern waren, forderten ihn auf, das Rätsel kundzugeben. Das that er mit diesen Worten: „Etwas, das alles verschlingt, giebt liebliche Speise von sich, wenn es auch selbst nichts weniger als lieblich ist.“ 291 Drei Tage lang dachten sie über das Rätsel nach, konnten aber seine Lösung nicht finden und baten deshalb die

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/301&oldid=- (Version vom 23.9.2020)