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Viertes Kapitel.
Wie unser Volk in die Knechtschaft der Moabiter geriet und von Ehud befreit ward.

(1.) 185 Als nach seinem Tode die Macht der Israëliten wieder zu verfallen begann, da niemand das Volk regierte, und sie wieder in heftige Bedrängnis gerieten, weil sie weder Gott die schuldige Ehre noch den Gesetzen Gehorsam erwiesen, 186 griff sie der Moabiterkönig Eglon, der sie wegen ihrer zerrütteten Staatsverhältnisse geringschätzte, an und schlug sie in mehreren Treffen. Und als er diejenigen, die noch Widerstand leisteten, völlig unterjocht hatte, legte er dem Volke einen schweren Tribut auf. 187 Seinen Königssitz errichtete er in Jericho; das Volk aber quälte er auf alle mögliche Weise und liess es achtzehn Jahre lang im grössten Elend schmachten. Endlich erbarmte sich Gott der Not der Israëliten, erhörte ihre flehentlichen Bitten und befreite sie vom Joche der Moabiter. Das geschah folgendermassen:

(2.) 188 Ein Jüngling aus dem Stamme Benjamin mit Namen Ehud, Sohn des Geras, der ebenso mutig als von gewaltiger Körperstärke war (besonders geschickt war er mit der linken Hand, in der auch fast seine ganze Stärke beruhte), 189 wohnte in Jericho und verkehrte in der Umgebung des Königs Eglon, bei dem er durch Dienstleistungen sich besonders einzuschmeicheln wusste, weshalb er auch bei den Höflingen sehr beliebt war. 190 Als dieser einst in Begleitung zweier Diener dem Könige Geschenke brachte, verbarg er unter seinem Kleide am rechten Schenkel einen Dolch und trat also zum König. Es war aber im Sommer und um die Mittagszeit, da die Wächter teils wegen der Hitze, teils wegen der Mittagsmahlzeit ihren Dienst nur lässig zu versehen pflegten. 191 Als nun der Jüngling dem Könige die Geschenke überreicht hatte (dieser ruhte auf einem Pfühl[WS 1], der der Sommerzeit entsprechend in einer Laube stand), begann er mit ihm ein Gespräch. Sie waren jetzt beide allein,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Großes, weiches Kissen.
Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/283&oldid=- (Version vom 23.9.2020)