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unter allen Umständen. Da erklärte jemand, er wisse, wie man die Benjamiter mit Weibern versorgen und dabei doch den Eid halten könne, nämlich folgendermassen: „Wenn wir dreimal im Jahr bei Silo zusammem kommen, nehmen wir unsere Weiber und Töchter dorthin mit. 171 Nun könnten ja die Benjamiter die letzteren entführen und zur Ehe nehmen, ohne dass wir sie dazu anreizen, noch sie daran verhindern. Wenn dann die Väter der geraubten Töchter sich hierüber beklagen und Strafe dafür verlangen, so könnten wir ihnen ja sagen, sie seien selbst schuld daran, weil sie ihre Töchter nicht besser bewacht hätten, und man dürfe auch jetzt nicht mehr dem Zorn gegen die Benjamiter nachgehen, da man ihn schon früher sattsam an ihnen gekühlt habe.“ 172 Dieser Vorschlag ward beifällig aufgenommen, und man beschloss, den Benjamitern Gelegenheit zu geben, sich Weiber rauben zu können. Als daher das Fest bevorstand, lauerten jene zweihundert in Gruppen von zwei und drei Mann den Jungfrauen, die zur Feier kamen, vor der Stadt auf, indem sie sich in Weinbergen und anderen passenden Verstecken aufstellten. 173 Und während nun die Mädchen ahnungslos und ohne besonderen Schutz ihr Spiel trieben, brachen die Männer plötzlich hervor, zerstreuten sie und fingen sie auf. Auf diese Weise kamen sie zu Weibern; sie verlegten sich alsdann auf den Ackerbau und gaben sich Mühe, ihren früheren Wohlstand wieder zu erlangen. 174 So wurde der Stamm Benjamin, der seinem gänzlichen Aussterben nahe war, durch das verständige Benehmen der Israëliten hiervor bewahrt. Und in kurzer Zeit blühte er wieder auf und wuchs rasch an Volkszahl und Reichtum. So endete dieser Krieg.

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/280&oldid=- (Version vom 23.9.2020)