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sie eindringlich, ihnen den Genuss ihrer Schönheit und das Vergnügen vertraulichen Umganges zu gestatten. Die Mädchen hörten das gern und willfahrten ihnen. 132 Als sie nun die Jünglinge in Liebe verstrickt hatten und sie in heftiger Leidenschaft entbrannt sahen, schickten sie sich an, wegzugehen. Diese aber gerieten darob in grosse Trauer und beschworen sie mit flehentlichen Bitten, sie nicht zu verlassen, sondern bei ihnen zu bleiben, ihre Gattinnen zu werden und Hab und Gut mit ihnen zu teilen. 133 Diese Anerbietungen bekräftigten sie mit einem Eidschwur‚ riefen Gott zum Zeugen ihres Versprechens an und suchten durch Thränen und alle möglichen Mittel die Mädchen zum Mitleid zu bewegen. Als diese nun merkten, dass die Jünglinge von Leidenschaft überwältigt und gefesselt seien, fingen sie an, also zu ihnen zu reden:

(8.) 134 „Wir haben, ihr werten Jünglinge, Haus und Heimat, besitzen grossen Reichtum und entbehren nicht der Liebe und Zuneigung unserer Eltern und Verwandten. Wir sind also nicht zu euch gekommen, weil wir an irgend etwas Mangel leiden, oder weil wir aus unserem Umgang mit euch Gewinn ziehen wollen – sondern weil wir euch für gute und rechtschaffene Männer halten, haben wir eure Gastfreundschaft gesucht und eurem Verlangen nachgegeben. 135 Und da ihr nun sagt, dass ihr uns sehr lieb habt, und euch von Trauer ergriffen zeigt, weil wir weggehen wollen, so wollen wir eure Bitten erfüllen und gern eure rechtmässigen Gattinnen werden, wenn ihr uns den Beweis eurer Liebe gegeben habt, der allein uns zufriedenstellen kann. 136 Denn wir befürchten sonst, ihr möchtet uns, nachdem ihr unseres Umganges überdrüssig geworden, mit Schimpf und Schande wieder zu unseren Eltern zurückschicken. Verzeiht uns daher, wenn wir uns vor dieser Möglichkeit schützen wollen.“ Als nun die Jünglinge versprechen, ihnen jede gewünschte Bürgschaft zu bieten, da sie ihnen bei der Grösse ihrer Liebe nichts abschlagen konnten, fuhren die Mädchen also fort: 137 „Weil ihr uns nun willfährig

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/216&oldid=- (Version vom 4.8.2020)