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Viertes Kapitel.
Schicksale der Hebräer in der Wüste während 38 Jahren.

(1.) 59 Dennoch legte sich die Empörung nicht völlig, wuchs vielmehr bald wieder und ward heftiger als zuvor. Und die Ursache, die das Übel von Tag zu Tag verschlimmerte, machte es wahrscheinlich, dass es so bald nicht aufhören, sondern noch lange Zeit andauern werde. 60 Obgleich man sich nämlich überzeugt haben musste, dass nichts ohne den Willen Gottes geschehe, glaubte man doch, Gott thue das alles nur dem Moyses zu Gefallen. Ihm allein legten sie die Schuld dafür bei, dass Gottes Zorn an jenen so schrecklich gewaltet habe. Gott sei auch nicht so sehr durch ihre Vergehen beleidigt, als vielmehr von Moyses aufgereizt worden. 61 Und jene seien wegen keiner anderen Sünde vertilgt worden, als weil sie Gottes Verehrung und Dienst sich eifrig hätten angelegen sein lassen. Moyses habe durch den Tod so vieler vornehmen Männer das Volk strafen wollen, damit er niemals mehr zur Verantwortung gezogen werden könne, und damit sein Bruder im Besitze der Priesterwürde gesichert sei. 62 Denn von jetzt ab werde niemand mehr so grosses Verlangen danach tragen, da andere dadurch in ihr Verderben gestürzt seien. Obendrein wühlten auch die Verwandten der Gerichteten eifrig im Volke, um die Anmassung des Moyses in die gebührenden Grenzen zurückzuweisen; denn das schien ihre eigene Wohlfahrt und Sicherheit zu fordern.

(2.) 63 Moyses aber, der schon lange die steigende Erregung des Volkes bemerkt hatte, befürchtete, es möchte von neuem ein Aufruhr ausbrechen, und grosses Unheil entstehen. Daher berief er das Volk zur Versammlung und hörte ihre Vorwürfe ruhig an, ohne etwas zu seiner Entschuldigung vorzubringen, um sie nicht noch mehr zu reizen. Alsdann befahl er den Stammesoberhäuptern, Stäbe herbeizubringen, auf denen die Namen der einzelnen Stämme verzeichnet seien. 64 Denn der solle die Priesterwürde erhalten, auf dessen Stab Gott ein Zeichen

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/203&oldid=- (Version vom 4.8.2020)