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Moyses sie nicht, uneingedenk des Unrechtes, das sie an ihm mit der Steinigung verüben wollten, gerettet hätte. 13 Auch Gott verliess sie nicht so gänzlich, dass sie das Unglück nicht hätten überstehen können, sondern obgleich sie sich gegen ihren Gesetzgeber und gegen die Gebote, welche er ihnen durch denselben gegeben, frech vergangen hatten, entriss er sie dennoch dem Verderben, welches die Empörung sicher über sie gebracht hätte, wenn er nicht um ihre Errettung besorgt gewesen wäre. Diese Empörung nun und was Moyses nach ihrer Unterdrückung anordnete, will ich jetzt erzählen, nachdem ich vorher die Ursache, aus der sie entstand, dargelegt habe.

(2.) 14 Kores, ein durch Abkunft und Reichtum hervorragender Hebräer, gewandt im Reden und erfahren in der Behandlung des niederen Volkes, sah neidisch auf die hohe Würde des Moyses (er war mit ihm aus demselben Stamme und ihm verwandt) und ärgerte sich darüber. Denn er hielt sich selbst dieser hohen Stellung für würdiger, da er reicher sei als Moyses und von Herkunft nicht geringer. 15 Deshalb beklagte er sich bei den Leviten (das waren seine Stammesgenossen) und namentlich bei seinen Verwandten über Moyses. Es sei unrecht, meinte er, dass Moyses immer mehr Ruhm zu erlangen suche und zwar durch verwerfliche Mittel, und dass er stets sich stelle, als ob Gott ihm besonders gnädig sei. Seinem Bruder Aaron habe er in gesetzwidriger Weise das Priestertum übertragen, nicht nach gemeinsamem Volksbeschluss, sondern nach seinem eigenen Gutdünken. 16 Ganz nach Art der Tyrannen vergebe er die Ehrenstellen nach seinem Belieben. Schlimmer noch als offene Gewalt sei aber die heimliche Verübung des Unrechtes, denn sie treffe den Menschen nicht nur gegen seinen Willen, sondern auch ahnungslos. 17 Wer sich nämlich bewusst sei, würdig der Erlangung von Ehrenstellen zu sein, suche sie durch Überredung zu erhalten, nicht aber durch Anwendung von Gewalt zu erzwingen. Wer aber auf geradem Wege nicht dazu kommen könne,

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/194&oldid=- (Version vom 4.8.2020)