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soll; das achte, dass man nicht stehlen soll; das neunte, dass man kein falsches Zeugnis ablegen soll; das zehnte, dass man kein fremdes Eigentum begehren soll.

(6.) 93 Als nun das Volk von Gott selbst das vernommen hatte, was Moyses ihm schon mitgeteilt hatte, empfand es eine grosse Freude und zerstreute sich wieder. In den folgenden Tagen aber kamen sie oft zu seinem Zelte und begehrten, dass er ihnen die von Gott gegebenen Gesetze verkünden möchte. 94 Moyses willfahrte ihnen und schrieb ihnen vor, was sie in jeder Lebenslage zu thun hätten; hiervon werde ich an geeigneter Stelle noch sprechen. Den grössten Teil der Gesetze aber werde ich mir für ein anderes Werk aufsparen, worin ich diese gesondert behandeln werde.

(7.) 95 Unter diesen Umständen ging Moyses wiederum auf den Berg Sinai, nachdem er den Hebräern seine Absicht mitgeteilt hatte; und sie sahen ihn den Berg besteigen. Und da er hier lange verweilte (er war vierzig Tage abwesend), fürchteten die Hebräer, es möchte ihm ein Unglück zugestossen sein; von allen Übeln aber, die sie schon erduldet, würde sie keines so hart getroffen haben, als wenn sie hätten überzeugt sein müssen, Moyses sei gestorben. 96 Man äusserte verschiedene Vermutungen. Die einen glaubten, er sei von wilden Tieren zerrissen worden; zu diesen gehörten meist diejenigen, die ihn hassten. Die anderen meinten, er sei zu Gott heimgegangen. 97 Die Klügeren aber, denen keine von beiden Ansichten gefiel, hielten es wohl für möglich, dass er von wilden Tieren zerrissen worden, und sogar seiner Tugend wegen für wahrscheinlich, dass Gott ihn zu sich genommen habe, waren aber doch über sein Geschick nicht in Sorge. 98 Dagegen waren sie ihrer selbst wegen in grosser Trauer darüber, dass sie einen Führer und Ratgeber verloren haben sollten, wie sie ihn niemals wieder zu bekommen hoffen konnten. Und wenn sie auch die Erwartung hegen konnten, es sei ihm nichts Übles widerfahren, so konnten sie sich doch nicht enthalten,

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/152&oldid=- (Version vom 4.8.2020)