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Fünftes Kapitel.
Wie Moyses auf den Berg Sinai stieg, von Gott Gesetze erhielt und sie den Hebräern gab.

(1.) 75 Moyses aber berief das Volk zusammen und sagte ihm, er werde auf den Berg Sinai sich begeben, dort mit Gott verkehren und ihnen seine Aussprüche überbringen. Und er befahl ihnen, das Lager bei dem Berge Sinai aufzuschlagen, damit sie Gott so nahe als möglich seien. 76 Nach diesen Worten stieg er auf den Berg Sinai, welcher der höchste Berg jener Gegend und wegen seiner Höhe und steilen Abhänge nicht bloss unwegsam ist, sondern auch kaum ohne Ermüdung der Augen betrachtet werden kann. Nach allgemein verbreiteter Sage wohnte hier Gott, und deshalb flösse der Berg Schrecken ein und sei noch nie bestiegen worden. 77 Dem Befehle des Moyses zufolge schlugen nun die Hebräer ihr Lager am Fusse des Berges auf und waren froh und wohlgemut, da sie hofften, Moyses werde mit herrlichen Verheissungen von Gott zurückkehren. 78 Und in Erwartung seiner Rückkehr hielten sie Freudenmahle, beobachteten Reinigungsvorschriften, die Moyses ihnen gegeben, und enthielten sich nach seinem Befehle drei Tage hindurch des Umganges mit den Weibern. Zu Gott aber flehten sie, er möge den Moyses gnädig aufnehmen und ihm solche Gaben verleihen, die ihr Dasein glücklicher machen könnten. Auch nahmen sie reichlichere Nahrung zu sich und schmückten und putzten sich nebst ihren Weibern und Kindern.

(2.) 79 So verbrachten sie zwei Tage in festlicher Schmauserei. Am dritten Tage aber vor Sonnenaufgang überzog das ganze Lager der Hebräer eine Wolke, wie sie eine solche nie erblickt hatten, und erfüllte den ganzen Raum, wo ihre Zelte standen. 80 Und während im übrigen der Himmel heiter war, erhob sich plötzlich heftiger Sturm, reichlicher Regen stürzte vom Himmel, und schauerliche Blitze, gefolgt von heftigen Donnerschlägen, verkündeten die Gegenwart Gottes, der in seiner

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/149&oldid=- (Version vom 4.8.2020)