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oder dieselben in ihrer Not vergessen hätten. 16 Doch es zeige sich ja klar, dass sie Ungemach standhaft zu ertragen nicht vermöchten, noch auch der früher erworbenen Verdienste eingedenk seien, da sie Gott und seinen Willen, dem zufolge sie Aegypten verlassen hätten, jetzt so geringschätzten und selbst seinen Diener mit so unversöhnlichem Hass verfolgten, der ihnen doch bei Verkündigung dessen, was Gott ihm aufgetragen, nie die Unwahrheit gesagt habe. 17 Alsdann zählte er ihnen im einzelnen auf, wie schwer die Aegyptier geschlagen worden seien, weil sie gegen Gottes Befehl sie hätten zurückhalten wollen; wie ein und dasselbe Wasser den Aegyptiern blutig und ungeniessbar, ihnen dagegen süss und trinkbar erschienen sei; 18 wie das Meer vor ihnen zurückgewichen sei und ihnen einen Weg freigemacht habe zu ihrer Errettung, während ihre Feinde elend umkamen; wie Gott ihnen Waffen im Überfluss verschafft habe, da sie wehrlos gewesen, und wie er sie aus anderen schweren Gefahren unerwartet errettet habe. 19 Sie sollten daher an seiner mächtigen Vorsehung nicht verzweifeln, sondern in Geduld das weitere abwarten und bedenken, dass seine Hilfe nie zu spät komme, wenn sie auch nicht sofort erscheine, nachdem ihnen etwas Hartes zugestossen sei. Auch sollten sie wohl erwägen, dass Gott nicht deshalb zögere, weil er sie vergessen habe, sondern um ihre Standhaftigkeit auf die Probe zu stellen und ihre Liebe zur Freiheit, 20 sowie um zu erforschen, ob sie lieber für ihre Freiheit Hunger und Durst leiden oder aber lieber Sklavendienste thun wollten gleich den Tieren, die von ihren Herren zu deren Dienst und Nutzen gemästet werden. 21 Endlich sei er nicht um sein eigenes Wohl besorgt, denn für ihn sei es kein Unglück, wenn er ungerechterweise sterbe; vielmehr liege ihm ihr Wohlergehen am Herzen, da sie, wenn sie ihn steinigten, in Wahrheit Verächter Gottes sein würden.

(5.) 22 Auf diese Weise gelang es ihm, sie zu beruhigen, sodass sie von seiner Steinigung Abstand nahmen und

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/138&oldid=- (Version vom 4.8.2020)