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sie hatten keinen starken Sprudel und spendeten auch nicht einmal immer Wasser. Und auch, wenn man im Sande grub‚ fand sich nichts vor; waren es aber wirklich einmal wenige Tropfen, so waren sie so trüb, dass sie als Trinkwasser nicht verwendet werden konnten. 11 Dazu waren auch die Bäume wegen Mangel an Wasser, das sie hätte anregen und erquicken können, zu schwach, um Früchte zu tragen. Infolgedessen machten die Hebräer ihrem Führer Vorwürfe und massen ihm die Schuld an ihrem Elend und ihrer Not bei. Denn sie hatten in den dreissig Tagen, die seit Beginn der Reise verflossen waren, alle mitgeführten Lebensmittel aufgezehrt, und dass sie nun nichts zur Stillung ihres Hungere vorfanden, waren sie nahe daran, ganz zu verzweifeln. 12 Und nur mit dem Gedanken an ihr gegenwärtiges Elend beschäftigt, vergassen sie alles, was Gott und des Moyses Tapferkeit und Weisheit ihnen bis jetzt hatten zu teil werden lassen, und wurden so heftig gegen ihren Führer aufgebracht, dass sie ihn steinigen wollten, gleich als sei er der Urheber ihres Unglücks.

(4.) 13 Als nun die Menge so heftig gegen ihn erregt war, trat Moyses im Vertrauen auf Gottes Hilfe und im Bewusstsein, dass er stets nur das Wohl seiner Stammesgenossen im Auge gehabt habe‚ mitten unter sie, obgleich sie heftig lärmten und Steine gegen ihn erhoben hatten. Und weil er von imponierender Erscheinung war und die Gabe besass, durch natürliche Beredsamkeit auf Volksmassen einzuwirken, versuchte er ihren Zorn zu besänftigen. 14 Er beschwor sie, über dem gegenwärtigen Ungemach nicht die früheren Wohlthaten Gottes zu vergessen und, obgleich sie jetzt Mangel litten, der reichen Gaben zu gedenken, mit denen er wider ihre Erwartung sie überhäuft habe. Sie sollten fest vertrauen, dass Gott sie aus ihrer jetzigen verzweifelten Lage befreien werde, 15 der sicher dieses Unglück nur deshalb über sie verhängt habe, um ihre Tugend und Standhaftigkeit zu erproben und zu sehen, ob sie seiner früheren Wunderthaten noch gedächten

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/137&oldid=- (Version vom 4.8.2020)