Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/135

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Erstes Kapitel.
Wie Moyses das Volk in beschwerlichen Märschen zum Berge Sinai führte.

(1.) 1 Obgleich nun den Hebräern auf diese Weise eine unverhoffte Erlösung zu teil geworden war, schlug sie doch auf dem Marsch nach dem Berge Sinai der Umstand nieder, dass die Gegend sehr öde war und grossen Mangel an fester Nahrung wie auch an Wasser aufwies, sodass sie nicht einmal genügendes Futter für das Vieh, geschweige denn Lebensmittel für die Menschen bot. Sie war nämlich ganz trocken und hatte nicht die geringste Feuchtigkeit, um Früchte hervorbringen zu können. Durch eine solche Gegend mussten sie nun wandern, da sie keinen anderen Weg benutzen konnten. 2 Wasser hatten sie zwar auf Befehl ihres Führers an den Orten, die sie durchzogen hatten, mitgenommen; als dieses aber verbraucht war, mussten sie, um Wasser zu bekommen, Brunnen anlegen, und diese Arbeit war sehr mühsam wegen der Härte des Erdreiches. Und hatten sie dann endlich Wasser gefunden, so war es bitter und ungeniessbar, und dazu noch nicht einmal hinreichend. 3 Als sie so weiter marschierten, kamen sie eines Tages gegen Abend an einen Ort mit Namen Mar, der so hiess wegen des schlechten Wassers; denn Bitterkeit heisst im Hebraeischen Mar. Und da sie durch die langen Märsche, wie auch durch den Mangel an Nahrung, sehr erschöpft waren (es mangelten ihnen nämlich damals jegliche Lebensmittel), so blieben sie hier eine Zeitlang. 4 Denn es befand sich dort ein Brunnen, und wenn derselbe auch nicht für eine so grosse Menge Menschen genügen konnte, so trösteten sie sich doch schon damit, ihn wenigstens gefunden zu haben, da sie von Kundschaftern vernommen hatten, sie würden bei ihrem Weitermarsch gar nichts mehr antreffen. Doch war das Wasser des Brunnens bitter und nicht nur für Menschen, sondern selbst für das Vieh ungeniessbar.

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/135&oldid=- (Version vom 4.8.2020)