Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/131

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Hebräer erblicken, hielten es aber, da sie von der Verfolgung ermüdet waren, für ratsam, den Kampf auf den kommenden Tag zu verschieben. Und als nun Moyses das Gestade erreicht hatte, ergriff er seinen Stab und flehte zu Gott um Schutz und Hilfe mit diesen Worten: 335 „Du weisst, o Herr, dass wir vergeblich zu menschlicher Kraft und Überlegung unsere Zuflucht nehmen, um der gegenwärtigen Not zu entgehen. In deiner Macht aber liegt es, deinem Volke, das in Gehorsam gegen deinen Willen aus Aegypten auszog, Erlösung zu gewähren. 336 Daher nehmen wir, hoffnungslos und ratlos wie wir sind, zu dir allein unsere Zuflucht und flehen dich an. Angstvoll erwarten unsere Herzen das Eingreifen deiner Vorsehung, damit wir den Händen der wutentbrannten Aegyptier entrissen werden. Doch komme schnell und zeige uns deine Macht; flösse dem Volke, das aus Verzweiflung zusammenzubrechen droht, Mut ein und richte wieder auf seine Hoffnung und sein Vertrauen auf Erlösung. 337 Du vermagst unsere Not zu beseitigen – denn dein ist das Meer, und dein sind die Berge, die uns umschliessen. Willst du, so thun sie sich auf, und das Meer verwandelt sich in trockenes Land. Ja, durch die Luft können wir fliegen und so entkommen, wenn deine Allmacht uns also erretten will.“

(2.) 338 Nach diesem Gebete zu Gott schlug Moyses mit seinem Stabe aufs Meer. Dieses aber gab dem Schlage nach, wich zurück und liess das Land trocken, um den Hebräern die Flucht zu ermöglichen. 339 Daran erkannte Moyses Gottes Gegenwart, und da er sah, dass das Meer von seinem Grunde gewichen war, schritt er zuerst hinein und hiess die Hebräer ihm folgen auf dem Pfade, den Gott ihnen gebahnt. Dann ermahnte er sie in der Freude über die Gefahr, in welche die nachsetzenden Feinde zu stürzen drohten, sie sollten Gott danken, der ihnen einen so unverhofften Weg zur Rettung geöffnet habe.

(3.) 340 Als die Hebräer nun im Vertrauen auf Gottes Gegenwart ohne Zögern nacheilten, glaubten die Aegyptier, sie seien von Sinnen, da sie offenbar ihrem Verderben

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/131&oldid=- (Version vom 4.8.2020)