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glaubte, hier wohne Gott selbst, und fromme Scheu den Hirten verbot, ihn zu besteigen. Dort bot sich ihm ein wunderbares Ereignis dar. 266 Feuer nämlich ergriff einen Brombeerstrauch, und die Flamme liess die Blätter und Blüten, wie auch die fruchttragenden Zweige unversehrt, obgleich sie hell und stark leuchtete. 267 Von dieser ihm neuen und wunderbaren Erscheinung ward Moyses betroffen; noch mehr aber erstaunte er, als aus dem Feuer eine Stimme ertönte, die ihn beim Namen nannte und ihm seine Verwegenheit vorwarf, da er sich nicht gescheut, diesen heiligen und noch von keinem Menschen bisher berührten Ort zu betreten, auch ihm den Rat gab, sich so weit als möglich von der Flamme zu entfernen und sich an dieser Erscheinung genügen zu lassen, die zu sehen er wegen seiner und seiner Vorfahren Tugend gewürdigt worden sei, und über die er nicht weiter neugierig nachforschen solle. 268 Ferner verkündete ihm die Stimme, wie grosse Ehre und wie grossen Ruhm er bei den Menschen durch Gottes Vorsehung und Hilfe erlangen werde, und sie hiess ihn vertrauensvoll sich nach Aegypten wenden. Dort werde er der Führer des hebraeischen Volkes werden und seine Stammesgenossen von der grausamen Tyrannei der Aegyptier erlösen. 269 „Denn dein Volk,“ fuhr die Stimme fort, „wird jenes glückliche Land bewohnen, das Abram, euer Stammvater, dereinst besessen hat, und alle Güter geniessen, und du sollst es durch deine Weisheit dorthin führen.“ Und nachdem er die Hebräer aus Aegypten geführt, solle er daselbst ihm ein Dankopfer darbringen. Da erkannte Moyses, dass Gottes Stimme aus dem Feuer zu ihm gesprochen habe.

(2.) 270 Moyses aber, von Staunen ergriffen über das, was er gesehen, und noch mehr über das, was er gehört, sprach zu Gott: „Deiner Macht, o Herr, die ich selbst verehre, und die, wie ich weiss, meinen Vorfahren hilfreich und gnädig gewesen ist, zu misstrauen, halte ich für die grösste Thorheit, die ich begehen könnte. 271 Ich sehe aber nicht ein, wie ich, ein einfacher Mensch und

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/118&oldid=- (Version vom 4.8.2020)