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Elftes Kapitel.
Wie Moyses aus Aegypten floh und nach Madian kam.

(1.) 254 Statt aber dem Moyses für ihre Errettung zu danken, verlegten sich die Aegyptier eifrig darauf, Ränke gegen ihn zu schmieden. Denn man argwöhnte, er werde infolge seines Kriegsglückes übermütig werden und den Aegyptiern neuen Schaden ersinnen, und drang deshalb in den König, ihn töten zu lassen. 255 Dieser aber hatte auch schon dasselbe überlegt, teils aus Neid über Moyses’ glücklichen Feldzug, teils aus Furcht, von ihm gestürzt zu werden. Und da er auch noch von den Schriftkundigen aufgereizt wurde, brannte er vor Verlangen, ihn umbringen zu lassen. 256 Als aber Moyses von diesen Plänen hörte, suchte er sich zu verbergen, und da die Wege durch Wächter besetzt waren, nahm er seine Flucht durch die Wüste; an diese Möglichkeit hatten seine Feinde nicht gedacht. Und obgleich er hier Mangel an Nahrung litt, so ertrug er denselben doch geduldig und starkmütig. 257 Endlich kam er zur Stadt Madian, die am Gestade des Roten Meeres lag und von einem der Söhne Abrams und der Chetura ihren Namen hatte. Hier ruhte er, von seinen Mühen erschöpft, zur Mittagszeit an einem Brunnen nicht weit von der Stadt aus, als er infolge der Gebräuche des Landes Gelegenheit fand, seine Tugend offenkundig zu machen und sich den Weg zur Verbesserung seiner Lage zu bahnen.

(2.) 258 Da nämlich in jener Gegend Wassermangel herrschte, gaben sich die Hirten Mühe, zuerst die Brunnen in Beschlag zu nehmen, damit nicht, wenn sie von anderen geleert wären, ihr Vieh des Wassers entbehre. Zu dem Brunnen kamen nun sieben Schwestern, Töchter des Priesters Raguel und noch Jungfrauen, deren Vater von den Bewohnern der Gegend hochgeehrt wurde. 259 Sie hüteten die Herden ihres Vaters, denn nach alter Sitte der Troglodyten mussten auch Weiber diesen Dienst verrichten. Als sie nun, bevor die anderen kamen, hinreichend Wasser für ihr Vieh in die dazu verfertigten

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/116&oldid=- (Version vom 4.8.2020)