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das werk erst 1885 vollendet wurde. Die veranlassung zu der verzögerung lag glücklicherweise nicht allein in der langsamen wiederkehr der kräfte, sondern vor allem in der auffindung einer neuen forschungsmethode, die eine erneute gründliche durchmusterung des materials erforderte.

Das erste, was bei der vergleichung der verschiedenen kapitel des Kalevalawerkes Julius Krohns in die augen fällt, ist die freimachung von dem gedruckten Kalevala. In seiner vorrede zu dem 1884 erschienenen zweiten und dritten kapitel, „Die fundorte des Kalevalas“ und „Das Kalevala mit den mythen anderer völker verglichen“, bemerkt er: „Fast alle jetzt in die hände des publikums gelangenden bogen waren schon im jahre 1881 gedruckt. Später bin ich infolge einer als notwendig erkannten änderung der forschungsmethode in mehreren punkten zu anderen schlussfolgerungen gekommen. Besonders habe ich die vorstellung aufgeben müssen, dass alle einzelheiten des gedruckten Kalevala im volksmunde entsprechungen haben, wenigstens in dem zusammenhang, in dem sie im buche auftreten“. Das vierte, die „Entstehung des Kalevalas“ behandelnde kapitel gibt in seinen fussnoten in grossen zügen eine anschauliches bild von dem anteil Lönnrots und der volksdichter am Kalevala. Welche ungeheure arbeit in diesen knappen angaben steckt, sieht man aus den vorbereitenden verzeichnissen, in denen in der reihenfolge des Kalevalas bei jeder stelle der dichtung angemerkt ist, welche entsprechungen sich in den handschriftlichen sammlungen vorgefunden haben.

Davon ist die erforschung der literarischen geschichte des Kalevalas ausgegangen, die in A. R. Niemis werk „Kalevalan kokoonpano I. Runokokous Väinämöisestä“ ein so vorzügliches ergebnis gezeitigt hat. Aber über diesen ersten entwurf des alten Kalevalas sind wir noch nicht hinaus. Für die zusammensetzung des neuen Kalevalas haben die ausführungen meines vaters bis heute als notwendige quelle unsres wissens gedient. Indes sind dieselben vorzugsweise als äussere vorbedingung zur aufhellung der Kalevalafragen auf grundlage der volkslieder von bedeutung.

Am meisten aufsehen erregten seinerzeit die durch Julius Krohn im Kalevala nachgewiesenen fremden entlehnungen. Der gedanke der möglichkeit von entlehnungen war keineswegs

Empfohlene Zitierweise:
Kaarle Krohn, Emil Nestor Setälä, Yrjö Wichmann (Hrsg.): Finnisch-ugrische Forschungen, Band 10. Red. der Zeitschrift; Otto Harrassowitz, Helsingfors; Leipzig 1910, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Finnisch-ugrische_Forschungen_10_035.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)