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doch keineswegs geringzuschätzen, welcher lieder wie die obenerwähnten [das lied vom bischof Henrik und die Helkalieder] und besonders das zuletzt angeführte [Elinas tod] hervorgebracht hat. Gerade ihre bereits erwähnte gedrungene, kernige diktion war ein sehr wertvoller zug, der den alten karelischen liedern abgeht. Wer weiss, was aus dieser wurzel entsprossen wäre, wenn sie sich in ruhe hätte entwickeln können.“

Als mein vater 1869 in den Erzählungen aus der geschichte Finlands die religion der altfinnen darstellte, bemerkte er: „In diesem kapitel ist der versuch unternommen worden durch vergleichung finnischer und estnischer mythen festzustellen, wie die mythologie der finnen ursprünglich beschaffen gewesen ist.“ Aus dieser zeit hat sich eine handschriftliche skizze einer estnischen mythologie erhalten, die sich allerdings in derselben weise auf das Kalevipoeg-epos stützt wie die darstellung der alten religion der finnen auf das Kalevala. Aber die parallelisierung der in diesen epen vorkommenden mythischen vorstellungen setzt auch eine gleichstellung der estnischen und finnischen Volkslieder voraus.

Die im lesejahr 1874–5 in der Helsingforser frauenakademie gehaltenen vorlesungen über das Kalevala berührten sowohl dessen künstlerischen wert als auch die geschichte seiner entstehung. Nach der auflösung der akademie musste jedoch diese lieblingsarbeit wegen anderer pflichten zurücktreten, sodass nur in den spärlichen ruhepausen darauf zurückgegriffen werden konnte. Erst gegen die 80er jahre, wo die illustrierte zeitschrift Suomen Kuvalehti wegen der geringen abonnentenzahl eingehen musste, vermochte mein vater die aufgabe mit voller kraft in angriff zu nehmen. Die arbeit wurde dann dadurch beschleunigt, dass die bei der 50jahrfeier der Finnischen Literaturgesellschaft erfolgte prämiierung des ersten ästhetischen kapitels des werkes meinen vater zu umgehender fertigstellung und veröffentlichung des ganzen werkes verpflichtete. Aber eine durch überanstrengung herbeigeführte schwere krankheit lähmte seine literarische tätigkeit für zwei jahre, während der er schon daran dachte die wissenschaftliche laufbahn mit einer praktischen zu vertauschen.

Als er dann wieder an die arbeit gehen konnte, schritt dieselbe langsamer fort, als er anfangs geglaubt hatte, sodass

Empfohlene Zitierweise:
Kaarle Krohn, Emil Nestor Setälä, Yrjö Wichmann (Hrsg.): Finnisch-ugrische Forschungen, Band 10. Red. der Zeitschrift; Otto Harrassowitz, Helsingfors; Leipzig 1910, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Finnisch-ugrische_Forschungen_10_034.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)