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erhaltene Investitur de omni eo, quod ad iurisdictionem, districtum et honorem imperii pertinet; derselbe investirt 1232 den Abt von S. Maria de Pratalea mit der Gerichtsbarkeit und den Grafschaftsrechten auf den Besitzungen seiner Kirche, nachdem ihm derselbe auf ein Buch den Treueid geleistet, aber excepto domino papa et domino suo abbate s. Benedicti de Lirone.[1] Weicht die Form beider Investituren von der der gewöhnlichen Regalienverleihungen ab, so ergibt sich in letzterm Falle wohl bestimmt, dass die Abtei trotz der Investitur den Abt von Padolirone zum Herrn hatte. Das Nonnenkloster zu Cividale war schon 830 vom Reiche an Aglei gekommen.[2]

In der Lombardei war S. Salvator und Julia zu Brescia alte Reichsabtei, da K. Lothar sie 838 seiner Gemahlin und Tochter überweist[3]; in späterer Zeit weiss ich sie als solche nicht nachzuweisen. Dagegen wird der Abt von Clavace im Mailänder Sprengel noch 1311 nach geleistetem Treueide von K. Heinrich belehnt.[4] Dem Nonnenkloster zu Pavia, quod dicitur Senatoris, werden 1161 seine Freiheiten als abbatia regalis in umfassendster Weise bestätigt[5]; ebenso 1185 dem Abte von S. Christina bei Pavia, dass der Kaiser ihn keiner andern Gewalt unterwerfen wolle.[6] Auch der abbatia Brementensis, S. Peter zu Bremme wurde 1048 Unveräusserlichkeit vom Reiche zugesichert: sed omni tempore imperatoriae sit tantummodo potestati subjectum; 1093 aber wird sie dem Bischofe von Pavia geschenkt[7] mit allem Zubehör, wozu auch das Kloster Novalaise gehört, welches in der, übrigens Italien nicht umfassenden, Matrikel von 817 als Reichsabtei erscheint. Die Reichsabtei Lucedium kam 901 an den Bischof von Vercelli.[8]

Südlich vom Po war Padolirone, S. Benedicti super Padum, im Sprengel von Mantua später Reichsabtei. In Urkunde des Markgrafen Theodald vom J. 1007 heisst es: Hoc namque monasterium nullo regi nec alicui potestati concedimus, ut habeant aliquam potestatem alicui per quovis ingenio dandi, neque alicui archiepiscopo vel episcopo constringendi aut inquietandi, sed in perpetuum in mea et meorum heredes et qui de eis legiptime nati fuerint – permaneat potestatem; die Abtei dürfte dann später aus der Erbschaft seiner Enkelin Mathilde an das Reich gekommen sein, indem K. Friedrich 1164 ausdrücklich sagt: nec aliquis hominum ullam potestatem supra prefatum monasterium habeat, nisi solus Romanus imperator; auch 1220 bezeichnet der Kaiser das Kloster als ein solches, quod ad nos specialiter pertinet, bestätigt ihm alle seine Besitzungen und investirt den Abt mit denjenigen, welche dessen Vorgänger ohne kaiserliche Bewilligung dem Walter von Gonzaga zu Lehen gegeben hatte; von Regalien im allgemeinen ist nicht die

  1. Huillard 1, 829. 4, 320.
  2. Reg. Kar. n. 404.
  3. Margarin 2, 24.
  4. Acta Henr. 1, 31.
  5. Muratori ant. 4, 195.
  6. Huillard 4, 307.
  7. Muratori ant. 5. 1054. 6, 327.
  8. Reg. Kar. n. 1316.
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Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_388.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)