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comitissam pertinet de ipso comitatu in nomine beneficii tali vero ordine, quod capitanei ipsius ecclesiae debent servire ad illam Mathildam comitissam, donec episcopus venerit infra ipsum episcopatum, scilicet Cremonensis ecclesiae [1]; daraus wird sich doch schliessen lassen, dass der Bischof seine Hoheitsrechte wenigstens zum Theil, aller Wahrscheinlichkeit nach wohl überhaupt von der Markgräfin erhielt, wie das auch sonst vielfach ausser Tuszien der Fall gewesen sein kann.

In wie weit hier durch die mathildische Schenkung Rechte an den Papst übergehen konnten oder übergingen, möchte sich schwer entscheiden lassen; werden später alle tuszischen Bisthümer als päpstliche bezeichnet [2], so mag sich das vielleicht nur darauf beziehen, dass sie Suffragane des Papstes waren. Auch über ihr Verhältniss zu den spätern kaiserlichen Markgrafen ist mir nichts bekannt geworden. Gegen ihren Fürstenstand im allgemeinen scheint zu sprechen, dass sie als Zeugen den lombardischen Bischöfen folgen.[3]

Eine bevorzugte Ausnahmsstellung scheint der Bischof von Volterra eingenommen zu haben, und zwar anscheinend erst seit K. Friedrich I., welcher ihm die Hoheitsrechte in Stadt und Gebiet ertheilt haben soll.[4] Damit stimmt, dass er vom Kaiser 1185 ausdrücklich als princeps noster bezeichnet wird, und ebenso 1189, wo es weiter heisst: ipsi et successoribus suis monetam recto feudo tenendam in perpetuum concedimus, wofür er jährlich sechs Mark Silber zahlen soll: praeter illam pensionem, quam pro aliis regalibus dare tenetur.[5] Einer Ausnahmsstellung entspricht es auch, wenn 1206 der Bischof als prior societatis de Thuscia erscheint, an welcher sonst nur die Städte, nicht deren Bischöfe betheiligt waren.[6] In einer, ihrer Form wegen etwas verdächtigen, aber doch wohl auf ein ächtes Original zurückgehenden Urkunde von 1220, in welcher der Bischof dilectus fidelis princeps noster, später sogar carissimus fidelis noster et illustris princeps imperii heisst, bestätigt ihm der Kaiser alle Besitzungen und Vorrechte seiner Kirche, insbesondere: de toto episcopatu et comitatu Vulterrano omnem iurisdictionem et quecumque regalia ad ius nostrum pertinent.[7] Noch 1355 heisst der Bischof noster et imperii sacri princeps in der Urkunde, durch welche ihm das schon 1220 erwähnte Recht, alle dem Kaiser vorbehaltenen Rechtssachen in Tuszien zu entscheiden, verliehen wird.[8]

Ist der Fürstentitel in früherer Zeit nur beim Bischofe von Volterra nachweisbar, so finden wir Regalien auch beim Bischofe von Luna; der Kaiser verleiht ihm 1183 comitatum Lunensem cum integritate honoris sui [9], und in einem Lehnbriefe für Pisa vom J. 1193 heisst es: faciemus jurare episcopum Lunensem, qui investituram regalium et comitatus a nobis tenuit.[10]

  1. Ughelli 4, 598.
  2. Muratori ant. 5, 900.
  3. Vgl. § 130 n. 8.
  4. Vgl. Hegel ital. Städteverf. 2, 79.
  5. Ughelli 1, 1442. 1443.
  6. Muratori ant. 4, 576.
  7. Huillard 2, 42.
  8. Ughelli 1, 1454.
  9. Ughelli 1, 848.
  10. Muratori ant. 4, 476.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_346.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)