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und heisst noch 1337 spectabilis[1]; auch in sizilischen Urkunden heisst er noch 1332 und 1337 nur nobilis und spectabilis.[2]

Seit dem Beginne des vierzehnten Jahrhunderts führt aber der Delfin in eigenen Urkunden und denen benachbarter Grossen fürstliche Titel und Prädikate. Illustris vir findet sich schon früher vereinzelt; 1304 heisst es zuerst magnificus princeps, 1315 magnificus et illustris princeps, 1327 illustris princeps[3], doch noch nicht häufig und mit illustris vir wechselnd. Der letzte seit 1333 regierende Delfin Humbert heisst dann ganz regelmässig illustris princeps, selbst in Vertragsurkunden, in welchen neben ihm angesehene Magnaten, wie der Markgraf von Saluzzo oder die Visconti nur als magnifici viri bezeichnet sind.[4] Er zuerst führt denn auch eine Reihe volltönender, wohl den savoischen nachgebildeter Titel, indem er sich Dalphinus Viennensis, Viennae et Albonis comes palatinus dominusque de Turre, Brianconesii princeps atque Sesanae in Italia marchio, auch dux Campisauri nennt.[5] Sie verdanken wohl unzweifelhaft eigener Erfindung, nicht kaiserlicher Verleihung ihre Entstehung; was insbesondere den Fürstentitel von Briançon betrifft, so wiesen wir schon früher auf seine Bedeutungslosigkeit hin.[6] Allmälig scheint dann auch die Reichskanzlei dem allgemein gewordenen Gebrauche gefolgt zu sein; schon 1335 bei Verleihung des Königreichs Vienne heisst Humbert illustris princeps, doch liegt sie uns nur in einem Notariatsinstrumente vor; aber 1343 nennt ihn K. Ludwig illustrem ducem, 1346 schreibt K. Karl illustri viro H. Dalphino – principi nostro fideli.[7] Wenn der fürstliche Titel auch den spätern Delfinen vom Kaiser gegeben wird, so würde sich das allerdings schon durch ihre königliche Herkunft erklären; aber 1378 bezeichnet der Kaiser auch die Grafschaft, 1355 nur comitatus Viennae genannt[8], als insignis delphinatus Viennensis principatus imperii.[9] Noch 1536 wird der Delfin von Frankreich in der Reichsmatrikel unter den wälschen Fürsten aufgezählt.[10]

179 Für die Grafen von Savoien, auch Markgrafen von Italien und Herzoge von Aosta und Chablais, fehlt es nicht an einigen Zeichen einer vor andern Magnaten hervorragenden Stellung; sie selbst nennen sich durchweg Illustres[11] und scheinen Gewicht darauf zu legen, da die Grafentöchter auch nach ihrer Verheirathung mit solchen, denen das Prädikat nicht zukam, dasselbe beibehalten; so heisst die Gräfin Margaretha von Kiburg selbst da illustris comitissa, wo neben ihr der Gemahl nur als nobilis bezeichnet ist[12]; ähnlich heissen 1250 nebeneinander der Graf von Savoien illustris, der von Genf nobilis[13]; auch

  1. H. de Dauph. 2, 341.
  2. H. de Dauph. 2, 240. 344.
  3. H. de Dauph. 2, 121. 155. 162. 1, 211.
  4. Lünig c. d. It. 1, 642. 649. 654. 406.
  5. H. de Dauph. 2, 257. 342. 348.
  6. Vgl. § 5.
  7. H. de Dauph. 2, 269. 473. 539.
  8. Ludew. rel. 5, 454.
  9. Pelzel Karl 250.
  10. Gebhardi 1, 235.
  11. z.B. Cibrario 2, 153. 156. 363.
  12. Oestr. Archiv 1851. 1, 87. 88. 97. Sitzungsber. 14, 172.
  13. Wurstemberger 4, 127.
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Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_254.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2019)