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finden wir gewöhnlich den Markgrafen an der Spitze der Magnaten; aber Fürsten wird er doch niemals vorgestellt und 1181 steht er wenigstens hinter Istrien, 1182 hinter dem bairischen Pfalzgrafen und den Grafen von Lechsgemünd.[1] Der Bruder des letzten Markgrafen, Diepold, welcher sich bald Markgraf von Vohburg, bald von Hohenburg nennt, sogar an ein und demselben Tage unter beiden Namen vorkommend[2], zuweilen auch nur den Grafentitel führt[3], lässt sich aufs bestimmteste als Magnat nachweisen; er wird häufig Grafen nachgestellt[4], 1223 ganz ausdrücklich als Nobilis von den Fürsten geschieden[5] und einer Reihe von Pröbsten in einer Urkunde nachgestellt, in welcher denselben nicht allein Baiern und Thüringen, sondern auch der Graf von Anhalt vorsteht.[6]

146 Die Markgrafen von Ronsberg, bereits 1212 ausgestorben, kommen in Kaiserurkunden selten vor; doch finden wir sie mehrfach Magnaten nachgestellt, so 1191 dem Herzoge von Spoleto, 1201 dem Pfalzgrafen von Tübingen, 1205 dem Grafen von Dillingen[7]; in Urkunde des Herzogs von Schwaben 1185 den Grafen von Kirchberg und Sigmaringen.[8]

Es kommt hinzu, dass es bei ihren Nachfolgern, den 1301 ausgestorbenen Markgrafen von Burgau, auch von Berg genannt, nicht dem geringsten Zweifel unterliegt, dass sie nur Magnaten waren; abgesehen von andern früher erwähnten Beweisen[9] werden sie in zahlreichen Urkunden Grafen nachgestellt oder als Spectabiles oder Nobiles bezeichnet.[10]

147 Die Markgrafen von Baden oder Verona stehen in Urkunden aus den Zeiten K. Otto’s IV., den ersten Jahren K. Friedrichs II. und seines Sohnes, König Heinrich, so oft unter den Grafen, dass sie unzweifelhaft den Magnaten anzureihen sind.[11] In der spätern staufischen Zeit stehen sie dann allerdings nicht allein ziemlich regelmässig den Grafen vor, sondern es erscheinen auch hie und da bestimmte Kennzeichen des Fürstenstandes. In Kaiserurkunden wird der Markgraf 1226 zu den Fürsten gerechnet[12], er steht 1232 vor Geistlichen, während Burgau und Grafen ihnen folgen[13], wird 1235 bestimmt als Fürst bezeichnet und als Zeuge Brandenburg vorgestellt[14]; 1245 bezeichnen die Markgrafen selbst ihren Vater als princeps illustris[15]; 1258 sagt K. Richard: illustris vir R. marchio de Baden dilectus princeps et consanguineus noster.[16] Aber wir haben darin doch unzweifelhaft nur

  1. Or. Guelf. 3, 525. M. B. 29, 446.
  2. Reg. Fr. n. 120. 121.
  3. Reg. Fr. n. 203.
  4. 1205–1232: Meiller 93. 122. Huillard 1, 518. M.B. 30, 131. Reg. Fr. n. 499. 715. Henr. r. 88.
  5. M. G. 4, 250.
  6. Huillard 2, 779.
  7. M. G. 4, 194. M. B. 29, 505. 523.
  8. Herrgott 2, 197. Vgl. § 128 n. 11.
  9. Vgl. § 108 n. 4. § 113 n. 4. § 127 n. 8.
  10. 1215-1295: Stälin 3, 362. 363. 3, 657. Reg. Fr. n. 277. Henr. r. 242. 271. 301. 304. Rud. 173. 275. 1159. M. B. 28b, 401. Hund 1, 892. Oefele 2, 114. Hormayr Beitr. 2, 167. M. Zoll. 2, 135.
  11. Reg. Ott. n. 145. 149. 150. 157. 160. Fr. 155. 156. 157. 180. 215. 219. 228. 231. 305. 322. Henr. r. 161. 301. 341. Vgl. § 129 n. 1.
  12. Huillard 2, 893.
  13. Reg. Henr. r. n. 271.
  14. M. G. 4, 319.
  15. Schöpflin Bad. 6, 209.
  16. l. c. 5, 231.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_222.jpg&oldid=- (Version vom 24.10.2016)