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Reichsministerialen gezählt, während andererseits die Bezeichnung als Edler oder Freier für den mächtigsten weltlichen Grossen nicht zu gering erschien.

Bei dieser Sachlage können uns nur solche Urkunden einen Anhalt geben, in welcher beide Klassen, Principes und Nobiles, scharf unterschieden werden. Ich habe die mir bekannt gewordenen Beispiele früher zusammengestellt[1]; es ergibt sich aus ihnen durchweg, dass, wo überhaupt eine scharfe Scheidung der Klassen stattfand, die Grafen als Fürsten aufgeführt werden. Darauf deutet auch, wenn ausnahmsweise, wie in Mainzer Urkunde von 1144, die Grafen den Aebten und Pröbsten voranstehen, die freien Herren erst auf sie folgen.[2]

Einen nicht minder bestimmten Beweis geben uns solche Stellen, in denen nur Grafen als Fürsten bezeichnet werden, durch welche demnach auch die Vermuthung ausgeschlossen wird, man habe etwa nur, wenn Grafen mit Herzogen und anderen angesehenen Grossen zusammengenannt werden, eine Nachsicht im Sprachgebrauche walten lassen, sie dagegen, wo es sich um sie allein handelt, nur als Edle oder Freie aufgeführt.

So urkundet der Kaiser 1120 auf Bitten principum nostrorum Sigepothonis, Bertholdi, Ottonis et Acchonis comitum aliorumque plurimorum illustrium et nobilium virorum[3]; 1128 und 1134 werden in Kaiserurkunden als Principes nur eilf und sechs Grafen aufgeführt[4]; K. Konrad III. nennt in einem Briefe: honorandum principem imperii nostri Rogerium illustrem comitem de Adriano[5]; 1160 heisst der Graf von Andechs unus ex regni principibus[6]; 1162 leiht der Kaiser die durch den Tod nostri carissimi R. Barcellonensis comitis et illustrissimi principis erledigte Grafschaft Provence dessen Neffen Raimund sicut dilecto et fideli principi nostro, und gibt 1164 ein Privileg für dilectum fidelem principem nostrum comitem A. de Prato.[7]

So findet sich in Mainzer Urkunden 1142: piis duorum principum inducti postulationibus, comitis videlicet S. et comitis H.; 1147: assensu praefati principis B., welcher vorher Graf genannt wird; 1151: comes H. de Wincenburg princeps videlicet dives et prepotens.[8] Der Bischof von Lüttich sagt 1124: Laici nobiles et principes: comes Namucensis, G. comes, O. de Kincy aliique[9]; der von Osnabrück unterscheidet 1160 nur die beiden Grafen von Ravensberg als Principes von den Nobiles.[10] In bremischer Urkunde von 1144 wird die vidua principis Rotholfi comitis (von Stade) erwähnt.[11] In Urkunde des Bischofs von Trient von 1166 werden nur die Grafen von Mareit und Tirol; des Bischofs von Passau von 1172 nur der schwäbische Graf

  1. Vgl. § 37.
  2. Guden 1, 151.
  3. Hormayr Beitr. 2, 89.
  4. Böhmer c. d. 13. Jung 361.
  5. Ott. Frising. gesta l. l. c. 24.
  6. M. B. 3, 450.
  7. Martene coll. 1, 860. Savioli 1, 274.
  8. Guden 1, 133. 186. 205.
  9. Hugo 1, 273.
  10. Möser 4, 86.
  11. Lindenbrog 1, 154.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_106.jpg&oldid=- (Version vom 6.5.2018)