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quod quisquis de ordine principum principis sui iram incurrens compositionem persolvere cogatur, centum librarum debitor existat; caeteri minoris ordinis viri, sive ingenui, sive liberi, vel ministri decem.[1] Die Zuverlässigkeit dieser Angabe ist nicht zu bezweifeln, da wir sie ganz entsprechend in den sächsischen Rechtsbüchern wiederfinden: Decem talenta domino vadiabit homo, sed princeps de beneficio principali centum talenta vadiabit regi.[2]

Was Italien betrifft, so zeigen uns die auf dem Reichstage zu Roncalia auf den Friedbruch gestellten Strafen ein anderes Verhältniss: Si quis vero temerario ausu predictam pacem violare presumpserit, si civitas est pena 100 librarum auri camere nostre inferenda puniatur, oppidum vero 20 librarum auri multetur, duces vero et marchiones et comites 50 auri libras prestent, capitanei quoque et maiores varvassores 20 libris auri puniantur, minores vero varvassores et omnes alii predicte pacis violatores 3 libras auri inferre compellantur.[3] Die Stadt nimmt hier, wie wir in Italien mehrfach finden, die Stelle ein, welche in Deutschland dem Fürsten zukommen würde; der Fürst ist nicht genannt, aber es sind wenigstens diejenigen zusammengefasst und vor andern Grossen hervorgehoben, welche wir als zu den Fürsten gehörig erweisen werden, nämlich Herzoge, Markgrafen und Grafen. Ebenso hat uns die Ursperger Chronik zum J. 1168 diese Sätze erhalten, nur mit dem Unterschiede, dass der Herzog nicht erwähnt wird, während es heisst: marchio vero quinquaginta, comes quadraginta. Ganz abweichend ist die Bestimmung in einem kaiserlichen Privilege für Ravenna von 1177, welche 1186 und 1209 wiederholt wird: Si quis vero hec tam pia nostra statuta violare temptaverit, si marchio est vel civitas vel magnum Castrum in decem libras auri feriatur – si vero comes fuerit in tres libras auri similiter puniatur, capitaneus autem et parvum castrum vel communitas in duas, valvasor vero in unam, civis autem castellanus vel rusticus quarta parte suorum mobilium similiter feriatur.[4] Nächstliegende örtliche Verhältnisse mochten auf solche Einzelbestimmungen einwirken; auch werden wir die Standesverhältnisse der italienischen weltlichen Grossen nicht in zu nahe Verbindung mit denen der deutschen bringen dürfen.

Allerdings finden sich auch kaiserliche Strafbestimmungen, in welchen Klassen unterschieden werden, ohne dass sich ein besonderer Ansatz für den Fürsten zeigt. So heisst es in Urkunde K. Friedrichs 1157 für das Kapitel von Bisanz vom Uebertreter: si liber est, septuaginta libris imperialem bannum componat, si vero servus tot ictus accipiat.[5] Oder 1177 in Italien: Si quis nuntiorum nostrorum contra hoc legum statutum venire praesumpserit – 20 librarum argenti poenae subiaceat,

  1. Gesta Fr. 1. 2. c. 28.
  2. Vetus auctor 2 § 53. Vgl. Ss. Ldr. 3, 64 § 2. Lhr. 68 § 8.
  3. M. G. 4, 112.
  4. Fantuzzi 4, 276. 5, 308. Mittarelli 4, 125.
  5. Notizenbl. 1, 87.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_094.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)