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um 1150 Barone der Aebtissin von Quedlinburg[1], 1153 des Erzbischofs von Köln[2], 1162 des Markgrafen von Brandenburg[3], 1170 des Bischofs von Würzburg[4], 1180 des Bischofs von Basel[5] u.s.w. Selten finden wir den Ausdruck in dieser Beziehung in Italien; vereinzelt urkundet dort 1154 der Markgraf von Palavicini consilio suorum baronum et aliorum bonorum virorum[6] Häufiger ist er in Burgund, wo der König schon im zehnten Jahrhunderte von Baronen des Königreichs spricht[7], und im zwölften und später mehrfach die Barone des Grafen von Provence[8], Savoyen[9] oder Burgund[10] erwähnt werden.

Finden wir einerseits, wenn auch als Ausnahmen, als Barone sogar die Ministerialen mittelbarer Klöster bezeichnet, wie 1144 barones seu milites casati des Abtes von Maurmünster[11] so werden andererseits selbst Grafen namentlich den Baronen eines Fürsten z. B. 1158 des Erzbischofs von Mainz[12], 1178 und 1184 des Bischofs von Hildesheim[13] zugezählt; 1175 sagt Heinrich der Löwe: baronibus nostris – videlicet Northalbingiae comitibus.[14] In manchen Stellen werden aber die Grafen neben den Baronen hervorgehoben; so 1152: comites et barones Suevorum; 1178: comites et barones ducis Saxonie.[15]

Mehrfach finden wir aber auch andere Ausdrücke gebraucht; so urkundet 1135 der Erzbischof von Mainz communicato primorum consilio, clericorum dico, comitum, liberorum, familie et civium[16]; ebenso werden in Baiern 1209 primores, 1129 primates terrae erwähnt.[17] Den Ausdruck magnates terrae finden wir 1190 zu Magdeburg, 1206 am Niederrhein, 1256 in Steiermark[18], optimates 1106 zu Worms, 1150 in Savoyen, 1170 zu Köln, 1183 zu Bamberg.[19] Weiter werden 1173 proceres des Markgrafen von Steier, 1178 des Erzbischofs von Köln, 1183 des Markgrafen von Montferrat, 1202 des Herzogs von Oesterreich erwähnt.[20] Zu Köln wird nobiles terrae häufig in derselben Bedeutung gebracht. Alle diese Ausdrücke erscheinen als vollkommen gleichstehende, wenn sie auch bald in engerer, bald in weiterer Bedeutung gebraucht werden; fanden wir den Primores von Mainz einerseits die Grafen, andererseits selbst Ministerialen und Bürger zugezählt, so heisst es 1180: universo clero Coloniensi, comitibus, proceribus, nec non et ministerialibus civibusque Coloniensibus universis[21],

wo demnach nur die Edelherren als Proceres bezeichnet sind.

  1. Erath 88.
  2. Lacombl. 1, n. 375.
  3. Raumer n. 1306.
  4. R. Boic. 1, 271. Wirtemb. UB. 2, 161.
  5. M. G. 4, 164.
  6. Muratori ant. 5, 641.
  7. z. B. 867: Gall. chr. 1, 89.
  8. 1143. 1155: Gall. chr. 1, 97. 148.
  9. 1189 u. s. w.: Wurstemberger 4, 14. 15. M. Patr. 1, 981.
  10. 1133: Chevalier 1, 323.
  11. Schöpflin A. D. 226.
  12. Ungedr. Urk.
  13. Koken Beitr. 180. Scheidt 503.
  14. Or. Guelf. 3, 532.
  15. Stälin 2, 647. Niesert US. 4, 131.
  16. Guden 1, 118.
  17. M. B. 11, 177. R. Boic. 1, 128.
  18. Ludew. rel. 2, 430. M.G. 4, 209. Dipl. Stir. 1, 71.
  19. Schannat H. W. 2, 62. Gallia chr. 12, 382. Seibertz 1, 84. UB. d. L. ob d. Enns. 2, 383.
  20. Dipl. Stir. 1, 160. 184. Seibertz 1, 104. Muratori ant. 1, 340.
  21. Lacombl. 1, n. 443.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_065.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)