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dominus Magnopolensis[1], de Werle[2], de Rostock[3], de Parchim[4] bezeichneten; auch in deutscher Urkunde nennt sich noch 1334 Albert nur herre to Mekelenborch, to Stargard unde to Rostok.[5]

12 Der Herzog von Böhmen bedient sich nur ausnahmsweise des Titels Princeps; so 1052: Bracislaus princeps Boemorum; 1088 W. d. gr. princeps et monarcha Boemorum.[6] Die auf Mähren oder Theile desselben abgetheilten Mitglieder des herzoglichen Hauses führen allerdings auch sehr gewöhnlich den Herzogstitel, wie das in der ganzen Familie der Przemysliden Sitte war, und nennen sich bis zum Ende des zwölften Jahrhunderts Moravorum, Moravie dux[7] oder dux provincie Brunensis, Olomucensis.[8] Daneben findet sich aber auch so oft der Ausdruck Princeps, dass wir denselben sehr füglich auch hier als stehenden Titel bezeichnen können. So in herzoglicher Urkunde 1078: Rogante Ottone fratre nostro Moravie provincie principe.[9] Im zwölften Jahrhunderte finden wir dann häufig Moraviensis, Moraviensium, Moravie princeps[10] oder princeps de Znogem, Brunensis, Olomucensis.[11] Dass dieser Titel sich verlor erklärt sich aus der Erhebung Mährens zur Markgrafschaft im J. 1182; statt des Markgrafentitels finde ich ihn zuletzt in Urkunde von 1211, in welcher der König von Böhmen sagt: in regno nostro et in principatu fratris nostri W. principis Moravie.[12] Wird 1247 Mähren principatus genannt, oder spricht 1236 Ottokar als Markgraf von seinen Vorgängern, den principes Moravie[13], so würden solche Ausdrücke auch in einer andern Markgrafschaft nicht auffallen können. Finden wir noch 1255 den König Ottokar vom Abte von Hradicz principem Boemie et Moravie genannt[14], so erklärt sich das dadurch, dass Ottokar, wie es scheint aus Rücksichten gegen den Papst[15], vor seiner Krönung in der Regel den Königstitel nicht führte, sondern sich nur dominus regni Boemiae nannte.[16]

13 Bei den Piasten in Schlesien finden wir durchweg den Herzogstitel, nur dass sie sich zuweilen, wie jeder andere Herrscher, im Verlaufe einer Urkunde als principes bezeichnen[17], oder nach Jahren principatus nostri datiren.[18] Wie man aber noch später nach dem Titel griff, um eine Herrschergewalt, für die der bestimmtere Ausdruck fehlte, zu bezeichnen, zeigt eine Urkunde K. Johanns von 1344, in der er sich mit Beziehung auf die Lehnshoheit über die schlesischen Herzoge Boemie rex, Lucemburgensis comes, princeps suppremus Slezianorum

  1. Lisch 2, 8. 11. 3, 84. 413. Lüb. UB. II, 1, 81. 83. 85. 90. 91 u. s. w.
  2. Riedel 1, 142. Lisch 3, 115.
  3. Lisch, 3, 81. Riedel 1, 218.
  4. Lisch 1, 65. Riedel 1, 69.
  5. Sudendorf UB. 1, 287.
  6. C. d. Morav. 1, 125. 180.
  7. 1055 ff.: l. c. 1, 132. 138. 165. 169 u. s. w.
  8. 1197. 1199: l. c. 1, 348. 354.
  9. l. c. 1, 164.
  10. 1145–1196: l. c. 1, 233. 271. 341. 342.
  11. l. c. 1, 297. 338. 340. 341. 342. 350.
  12. l. c. 2, 57.
  13. Erben n. 1226. 899.
  14. C. d. Morav. 3, 193.
  15. Vgl. den Brief l. c 3, 282.
  16. l. c. 3, 180 u. s. w. bis 1261. Vgl. Böhmer reg. 1246–1313. Add. II. p. XXIX.
  17. 1245. 48: C. d. Mor. 3, 51. Stenzel 15.
  18. 1289: C. d. Mor. 2, 364.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_060.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)